Esther Nogler ruft in ihrer Blogparade dazu auf, eigene Geschichten über Mut zu erzählen. Wann war ich mutig? Diese Frage zu beantworten, bräuchte von meiner Seite ein Buch mit ungezählten Seiten. Denn seit ich mich bewusst erlebe, habe ich Angst. Sie begleitet mich tagtäglich. Doch anstatt mich von ihr beherrschen zu lassen, stelle ich mich ihr entgegen. Überwinde sie und setze ihr meinen Mut entgegen. Nehme beide, Angst und Mut, an die Hand und lebe mit ihnen. Beide sind für mich die Zwillinge, die mich mein Leben lang begleiten. Wie ich sie bändige, die Zwei, die ohne einander gar nicht existierten, das erzähle ich dir in meinem folgenden Blogartikel.
Situationen, in denen ich Mut bewiesen habe
Wie eingangs schon geschrieben, habe ich immer und überall Angst. Ich bin laut Myers-Briggs eine ISFJ-A (Verteidigerin), schüchtern und introvertiert. Das ist vom reinen Persönlichkeitsprofil zunächst nicht die mutigste aller Varianten. Ganz im Gegenteil. Wenn ich hier jetzt jede Situation, jedes Erlebnis aufzählen würde, reichte der Blog nicht aus. Daher beschränke ich mich auf einige wenige, dafür einschneidende Mut-Erlebnisse:
- Als Zwölfjährige trotz meiner Schüchternheit allein einen Leichtathletik-Verein finden und zum ersten Training gehen
- Mich zur Klassensprecherin wählen lassen
- Motorradfahren – seit 1985 – also inzwischen 39 Jahren
- Mich 2003 aus meiner unglücklichen Ehe verabschieden
- 2004 ein renovierungsbedürftiges Haus für mich und meine Kinder in Eigenregie kaufen und sanieren
- 2009 Tauchen lernen und meine negative Ersterfahrung, die mir vier Jahre zuvor echte Beklemmung einjagte, damit überwinden; auch wenn ich danach das Unterwassersein nicht als dauerhaftes Hobby etablierte
- 2010 nach einer weiteren gescheiterten Beziehung finanziell am Boden liegen und doch wieder aufstehen
- 2014 zum zweiten Mal, dieses Mal ganz für mich allein, ein weiteres altes Haus erwerben und darüber sogar ein Buch schreiben
- Mich 2020 nebenberuflich selbstständig zu machen
- Jeden Tag aufs Neue für meine Meinung einstehen, wohl wissend, dass ich mit meiner Ehrlichkeit anecke und damit „not everybody`s darling“ bin
- Mit meinem Namen Gesicht zeigen auf meiner Website und vielen persönlichen Blogartikeln
- Alleine Urlaub machen
- Als Freie Rednerin vor wildfremden Menschen sprechen
Meine Strategie, Mut zu beweisen
Wie ist nun meine Strategie, wenn sich mir Angst in den Weg stellt? Ich erkenne sie: am inneren Zögern, an intuitiv erahnten Fragen, an meiner Unsicherheit in bestimmten Situationen (wenn ich zum Beispiel auf größere mir unbekannte Menschen treffe). Auch wenn ich mich nicht auskenne, die Sprache nicht verstehe, fremde Orte oder Technik mich überfordern, hat die Angst mich im Griff und ich reagiere unmittelbar mit Rückzug, Verweigerung und will mich verstecken.
Dieser Instinkt übernimmt reflexartig die Kontrolle über mein Wesen, doch ich erkenne ihn und entscheide mich dafür, MIR die Kontrolle über mich zurückzuholen. Jeder Akt einer solchen Entscheidung ist bewusst, niemals intuitiv, bedarf daher meiner Kraft und meines klaren Willens. Bin ich erst einmal an diesem Punkt, wäge ich meine Möglichkeiten ab: Was will ich, wie komme ich da hin und dann entschließe ich mich, nehme all meinen Mut zusammen und gehe.
Mein Mut wird befeuert durch meine Erfahrung. Natürlich habe ich auch schon Entscheidungen getroffen, die sich im Nachhinein als falsch herausstellten, jedoch überwiegen die positiven Erlebnisse. Daraus schöpfe ich, damit ermutige ich mich, daraus entspringen meine Kraft und Energie, jedes Mal aufs Neue. Ich traue mich, weil ich mich entschieden habe, mich von Angst nicht ausbremsen zu lassen.
Meine Angst gehört zu mir wie das Atmen, doch bin ich trotzig und entschlossen genug, mich ihrer Herrschaft über mein Leben entgegenzustellen. Vielleicht bin ich dadurch mutiger geworden, als meine Persönlichkeitsstruktur ursprünglich für mich vorgesehen hat. Gut so. Denn genau so möchte ich leben: Selbstwirksam, selbstbewusst, mutig eben 🙂
Und du? Wie erlebst du die Zwillinge Mut und Angst? Erzähl mal, ich bin neugierig. Womöglich sind wir uns ähnlicher als gedacht?
Viele Grüße Gabi.
Gabi Kremeskötter
Liebe, die durch Worte strahlt
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Liebe Gabi
Deine Ehrlichkeit hat mich berührt. Auch ich kenne Angst nur allzu gut und musste einen Weg finden, mit ihr umzugehen, statt mich von ihr beherrschen zu lassen.
Wie schön, dass du diese Formel entdeckt hast und jetzt Angst und Mut als Zwillinge siehst. Das finde ich grossartig, denn beide gehören zusammen. Deine Aufzählung von Mut-Erlebnissen zeigt, dass sie bestens funktioniert.
Ich wünsche dir weiterhin viel Mut für deine vielfältigen Aufgaben.
Liebe Grüsse
Esther
Liebe Ester,
herzlichen Dank für deine Worte, möge deine Blogparade viele weitere, hilfreiche Aspekte bringen, die Mut beweisen und wie wir ihn erzeugen können.
Viele Grüße
Gabi
Deine Erfahrungen zeigen, dass man auch mit Ängsten große Dinge erreichen kann, wenn man sich ihnen stellt. Ich finde es inspirierend, wie du immer wieder den Mut findest, trotz der Angst weiterzumachen. Besonders deine Einsicht, dass Mut durch Erfahrungen gestärkt wird, spricht mir aus dem Herzen. Danke, dass du so offen darüber schreibst!
Hallo Adam,
danke für deine Zeilen, ich freue mich, dass wir einer Meinung sind.
Festzustellen, dass eigenes Verhalten oder Reagieren auf Situationen auch bei anderen zu finden ist,
stärkt die eigene Position.
Herzlichen Dank daher für deinen Kommentar 🙂
Gruß Gabi