Worte an mein jüngeres Ich

Veröffentlicht am Kategorisiert in Persönliches, Rückblick
Frau mit wehenden Haaren oberhalb von Traben-Trarbach in den Weinbergen
Das bin ich in den Weinbergen meiner Heimatstadt, Traben-Trarbach 2024

Als DIE ZEIT-Abonnentin mag ich das ZEIT-Magazin. Vor allem die vorletzte Seite hat es mir angetan mit der Rubrik „Was ich gern schon früher gewusst hätte“. Vor wenigen Tagen nun bin ich bei der Bloggerin Britta Langhoff auf einen Artikel gestoßen, dessen Thema in eine ähnliche Richtung geht: „An mein jüngeres Ich: Danke!“ hat sie ihn betitelt und setzt sich darin sehr kreativ mit sich und ihrem früheren Ich auseinander. Das hat mich sofort angesprochen und auch ich formuliere nachstehend meine Worte an mein jüngeres Ich.

Was du gerne früher gewusst hättest

  • Die eine einzige Liebe gibt es nicht.
  • Verkaufe dich nicht unter Wert.
  • Du bist gut. Du bist richtig. Du bist genug.
  • Lass deine Physiognomie gründlich untersuchen, bevor du dich zu außerordentlichen sportlichen Leistungen herausforderst.
  • Schmerzen nach Sport dürfen sich nur wie Muskelkater anfühlen, alles andere zeigt eindeutig: zu viel!
  • Dein zu dir passendes Körpergewicht ist dir gegeben, keine Diät oder Trainingsplan wird das ändern.
  • In jeder scheinbar heilen Welt lebt mindestens eine kaputte Seele.
  • Schüchternheit ist nicht schlimm, sie wird dich zu einer guten Beobachterin formen.
  • Motorradfahren macht dich nicht zu einem anderen Menschen.
  • Zu viel schwarzer Tee macht abhängig.
  • Kein Konflikt kann dir die Liebe unserer Kinder stehlen.
  • Streite niemals um Geld.
  • Geliebt zu werden ist weniger wichtig, als selbst zu lieben.
  • Du bist kein Dickkopf, sondern stehst nur für Dinge ein, die dir wichtig sind.
  • Trinke immer ein Glas Wasser, bevor du das nächste alkoholische Getränk zu dir nimmst.
  • Auch halblange Haare machen schön.
  • Angestellt sein verleiht finanzielle Sicherheit, selbstständig sein macht frei.
  • Für andere einstehen wird dir nicht automatisch ihre Loyalität sichern.
  • Ehrlichkeit vertragen die Wenigsten.
  • Die Wenigsten sind wirklich an deiner Meinung interessiert.
  • Selbst gut Zuhören zieht nicht automatisch nach sich, dass dir zugehört wird.
  • Die Menschen, die du am meisten liebst, werden dir die größten Schmerzen zufügen.
  • Lass dir den schiefen Schneidezahn im Unterkiefer richten, du wirst ihn im Alter nicht mehr korrigieren wollen.
  • Verlass dich nicht darauf, von (d)einem Mann unterstützt zu werden, baue auf deine eigene Ausbildung und bleibe stets finanziell unabhängig.
  • Deine norddeutsche Sozialisation wird dich an Grenzen bringen, die du nicht zu überwinden bereit bist.
  • Nur, weil Menschen freundlich zu dir sind, werden sie nicht automatisch zu deinen Freunden.
  • Fallen lehrt dich fliegen.
  • Frauen ticken wirklich anders und das ist gut so!
Frau vor Efeu schaut durch ein Guckloch aus Daumen und Zeigefinger ihrer rechten Hand

Wofür ich dir dankbar bin

  • Dass du mir zwei Kinder geboren hast.
  • Deine unverbrüchliche Verbindung zu unseren Kindern, nur dadurch sind sie wieder da.
  • Dass du schon immer deine Angst mit Mut besiegt hast, die Erfahrungen daraus stärken mich heute.
  • Deine Spontaneität hat einer weiseren Flexibilität den Weg geöffnet.
  • Dein unverbrüchlicher Optimismus, in jedem Schlechten findest du etwas Gutes.
  • Die Begeisterung fürs Lesen und Schreiben seit Kindertagen
  • Dass du „trotz allem“ nicht verlernt hast zu verzeihen.
  • Dass du gelernt hast loszulassen – Orte, Dinge, Menschen. Weniger ist tatsächlich „mehr“.
  • Dass du „gute Gene“ hast, zumindest organisch.
  • Deine Entscheidung, den Motorradführerschein zu machen, hat Grenzen geweitet.
  • Dass du dich für deine 58 (Stand heute) rein optisch nicht verstecken musst.
  • Dass du für dich gekämpft hast und heute finanziell unabhängig bist.
  • Dass du dir den Glauben an die Liebe erhalten hast.

Was du niemals zu träumen gewagt hast und heute bist

Ob das wirklich alles ist? Sehr spontan notiert, sind das zumindest die wichtigsten Punkte, die ich dir, meinem jüngeren Ich sagen möchte. Diese Listen sind ganz bestimmt noch nicht vollständig, können aber so erst einmal für sich stehen bleiben 🙂


Lächelnde Frau vor Efeu-Wand mit einem Notizbuch in der Hand, darauf der Claim "Liebe, die durch Worte strahlt"

Gabi Kremeskötter

Liebe, die durch Worte strahlt

Freie Rede – Schreibworkshops – Lektorat


5 Kommentare

  1. Liebe Gabi,
    wie schön auch Dein Brief an Dein früheres Ich ist.
    Manches davon hab ich tatsächlich beherzigt, auch früher schon. Das mit der finanziellen Abhängigkeit von einem Mann z.b. – da hatte ich schon als junge Frau irgendwie Manschetten vor. Und hab darauf aufgepasst. Beruflich hab ich ganz üble Sachen sehen müssen in dieser Richtung – man kann das den jungen Frauen gar nicht oft genug sagen. Und das mit dem Glas Wasser vor dem nächsten Glas Alkohol – das kenne ich auch schon lange.
    Anderes, was Du Deinem früheren Ich sagst – da arbeite ich heute noch dran. Ich bin nicht so gut im verzeihen, das muss ich zugeben.
    Auf jeden Fall berührt mich auch Dein Brief sehr. Und ich finde es schön, dass Du betont hast, dass dieser Brief wohl eher ein work in progress ist. Das glaube ich nämlich auch. Ich hab meinen auch spontan so runtergeschrieben, aber je länger ich über alles nachdenke – mir fällt auch noch einiges ein.
    Liebe Grüße
    Britta ( die gerade das berühmte Glas Wasser dazischen trinkt….. )

    1. Liebe Britta,
      danke für deine Gedanken zu meinen Worten 🙂
      Wir sind ja fast gleich alt, da wundert es kaum, dass wir ähnliche Worte gefunden haben – und Ratschläge an uns selbst 🙂
      Ja, die Liste ist nicht in Stein gemeißelt und wird sicher noch länger …
      Liebe Grüße zu dir
      Gabi

  2. Liebe Gabi,
    was für eine schöne Idee – ich habe auch gleich Lust bekommen, das Format für mich umzusetzen. Einige deiner Punkte hätten auch 1:1 von mir kommen können, andere haben Bilder in mir erzeugt, die wohl nur verstehen kann, wer diesen Weg selbst gegangen ist.
    Das mit dem Glas Wasser habe ich leider wider besseren Wissens nicht oft genug konsequent umgesetzt 🫣.
    Ich bin sicher, du wirst den Artikel nach und nach ergänzen.
    Alles Liebe
    Astrid

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert