Auch im November reizen mich die aktuell laufenden Blogparaden sehr! Ein Thema sticht hervor: Kerstin Salvador ruft bei ihrem Thema dazu auf, mir Gedanken zu machen über Rechtschreibung und ich – (k)eine Liebesgeschichte. Mein Artikel könnte sehr kurz sein, denn Ja: ich liebe die Rechtschreibung, sie fällt mir leicht, ich kenne und verstehe die Regeln. Ich unterstütze (genau wie Kerstin) andere als Korrektorin und Lektorin, eigene Texte fehlerfrei in die Welt zu senden. Auch als selbst Schreibende (ich blogge, bin Buch-Autorin und Dozentin für Kreatives Schreiben) habe ich den Anspruch an MEINE Texte, dass sie fehlerfrei und gut verständlich sind. Die Rechtschreibung und ich: wir brauchen einander! Was diese Partnerschaft für mich bedeutet, möchte ich in meinem Blogartikel näher erläutern.
Was fehlende Rechtschreibung mit mir macht
Schreiben ist das Eine. Richtig schreiben das Andere. Das Eine beherrschen zieht nicht automatisch das Andere nach sich. Laut Statistik leben seit November 2022 mehr als 8 Milliarden Menschen auf der Erde. Davon können ca. 770 Millionen nicht lesen oder schreiben. Der Analphabetismus betrifft somit knapp 9,63 Prozent der Menschheit!! Damit sind sie abgeschnitten von jeglicher schriftlicher Information und Kommunikation. Das ist ein viel zu großer Prozentsatz! Mehr Bildung! Das Recht auf Bildung im letzten Winkel der Erde würde auf meiner Agenda ganz oben stehen, wäre ich die Königin der Welt.
Bin ich aber nicht. Und rege mich über fehlerhafte Rechtschreibung oder Grammatik auf? Geht´s noch? Hauptsache lesen und schreiben, das müsste meine Forderung an dieser Stelle sein. Und doch ist meine Intention eine andere. Denn ich liebe die Sprache. Ich nutze die Sprache. Ich brauche die Sprache. Und letzten Endes verstehe ich die Sprache auch als Kunst. Als ganz persönlichen Ausdruck desjenigen, der einen Text verfasst.
Natürlich wird der Inhalt auch mit Fehlern verstanden, das gilt unbedingt im privaten Bereich. Veröffentliche ich jedoch Texte frei zugänglich und zahle womöglich dafür, erwarte ich einen Gegenwert. Der besteht nicht nur aus dem Inhalt, sondern auch der Form. Einer Form, die mir als Rezipientin nicht wirklich auffällt, gerade weil sie korrekt ist und allgemein üblichen Regeln entspricht. Wer das als AutorIn ignoriert, ignoriert meinen Anspruch als Leserin, den ich mit meiner Zahlung leiste.
Warum ist Rechtschreibung mir wichtig?
Erst im Schriftlichen lässt sich eine Rechtschreibschwäche erkennen. Wer dieser unterliegt, ist kein schlechter Schreibender. Denn fehlerhafte Rechtschreibung ist kein Grund, nicht zu schreiben. Im Gegenteil: seine Gedanken und Meinung zu äußern, ist in unserer Gesellschaft höchstes Gut! Doch WIE ich meine textlichen Produkte in die Öffentlichkeit trage, hinterlässt einen Eindruck. Einen Eindruck bei der Leserschaft, die Texte mit korrekter Rechtschreibung bevorzugt. Weil sie nur dann einzig und allein dem INHALT volle Aufmerksamkeit zollen kann.
Lese ich ein Buch, das ich käuflich erworben habe, stört mich ein Fehler. Vor der Veröffentlichung sollte jedes Manuskript ein Lektorat und Korrektorat durchlaufen haben, damit ich als Leserin vollen Lesegenuß erlebe. Nachlässig korrigierte Texte zeugen von fehlender Wertschätzung der Leserschaft, die Geld ausgibt und damit ein Recht auf Fehlerfreiheit „mit gekauft“ hat. Wie möchte ein Autor im Gedächtnis bleiben: durch seine packende, mitreißende Geschichte oder als die Autorin mit den vielen Rechtschreibfehlern?
83 Prozent der deutschen Bevölkerung geht das übrigens genauso, wie eine Umfrage des Deutschen Schulportals der Robert-Bosch-Stiftung jüngst ergeben hat: sie wünschen sich einen stärkeren Fokus der schulischen Lernziele auf „gute Beherrschung von Rechtschreibung und Grammatik„. Die in den vergangenen Jahren höheren Defizite in Sachen Rechtschreibung fallen auf.
Ursache mag der inzwischen übliche Gebrauch von digitaler Texterzeugung sein. Auch die Nutzung der Autokorrektur bei Smartphones und Tablets, die vielleicht korrigieren, aber die Intention des Schreibenden nicht korrekt erfassen, erzeugen Rechtschreibfehler. Zwar ist die Internet-Verfügbarkeit von Nachschlagewerken inzwischen meist gegeben, doch ein grundsätzlich nachlässigerer Umgang mit der Sprache könnte ebenfalls als Erklärungsansatz dienen.
Warum ich Rechtschreibung brauche
Beim Lesen ist mir leichte Verständlichkeit wichtig. Beim Schreiben achte ich daher darauf. Ich bin jedoch wie alle Schreibenden von Fall zu Fall mit eigener Textblindheit geschlagen. Ich weiß ja, was ich ausdrücken möchte. Meinem Gehirn jedoch fehlt die Distanz zum eigenen Text und überliest daher manche Fehler: fehlende Buchstaben oder verdrehte, Lücken oder zusammengerückte Worte ohne Abstand. Auch Dopplungen, Verschachtelungen und schlichtweg überflüssige oder komplett fehlende Worte.
Daher schätze ich sehr, selbst korrigiert zu werden (an ALLE: findet ihr einen Fehler in meinem Text, bitte informiert mich darüber und ich werde ihn dankbar ausmerzen!). Das Wissen um Fehlerfreiheit meiner Texte gibt mir die Sicherheit, mit meinem Inhalt wahrgenommen zu werden, weil die Form stimmt.
Genau diese Sicherheit möchte ich in meiner Eigenschaft als Korrektorin vermitteln, indem ich mit der nötigen Distanz an den fremden Text herangehe und überprüfe. Mein Sprachtalent begleitet mich von Natur aus. Ich weiß, dass ich damit großes Glück habe. Ich helfe gern! Denn wer richtig schreibt, respektiert seine Leserschaft. LeserInnen wissen das zu schätzen! Und die mich beauftragenden AutorInnen ebenfalls.
Die Rechtschreibung und ich: wir brauchen einander. Brauchen uns als Werkzeug des respektvollen Ausdrucks im Schreiben und Lesen. Wenn ich korrekt schreibe, werde ich als kompetent wahrgenommen. Wenn ich Fehlerfreies zu lesen bekomme, habe ich Kapazitäten für die Aufnahme des wichtigen Inhalts frei. Denn darum geht es doch, oder? Noch Fragen?
Wie ist das mit dir und der Rechtschreibung? Für wie wichtig erachtest du sie? Schreib mir oder hinterlasse mir weiter unten deinen Kommentar, ich freue mich darauf!
Mit hoffentlich fehlerfreiem Gruß,
Deine Gabi.
„Denn wer richtig schreibt, respektiert seine Leserschaft. LeserInnen wissen das zu schätzen!“ Mein Schlüsselsatz, den ich zu hundert Prozent unterschreibe. Danke für deine Ausführungen!
Ich muss jedoch auch gestehen, dass es sehr auf die schulische Ausbildung ankommt, ob man sein Rechtschreib-Packerl sein Leben lang mit sich herumträgt. Da hab’ ich selbst Glück gehabt, nicht nur in der Schule, sondern später auch mit meinem Vater.
Und demzufolge freue ich mich auch jetzt immer über – nahezu – fehlerfreie Texte. Sie rutschen einfach schneller in und durch die Verständnis-Ebene.
Liebe Grüße
Ulrike
Liebe Ulrike,
freue mich über deine Begeisterung zu meinem Respekt-Statement, wir können sehr viel dazu beitragen,
selbst gelesen zu werden:-)
In diesem Sinne: Selbst gut hinschauen und im Zweifel eine Expertin fragen…;-)
Viele Grüße zu dir,
Gabi