Was ist ein HanShan-Gedicht?

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Hand einer Person mit lackierten Fingernägeln schreibt mit einem gelben Kugelschreiber in ein Notizbuch
Adjektive und Verben - wie bestimmen sie den persönlichen Schreibstil?

Als HanShan wird eine Gedichtform bezeichnet, die auf einen chinesischen Eremiten zurückgeht, der vor mehr als 1100 Jahren in einer Höhle gelebt haben soll. Genaue Lebensdaten seiner Person gibt es nicht, jedoch wurden seine auf z. B. Wände geschriebenen Zeilen gefunden und gesammelt. Seine 307 Gedichte wurden in einem Buch, dem HanShan Shi (das bedeutet „Gedichte vom Kalten Berg„) veröffentlicht. Insgesamt umfasst das Werk 360 Texte. Wer HanShan war und was seine Gedichte auszeichnet, erkläre ich in diesem Beitrag.

Wer war HanShan?

Hanshan, 寒山, Hánshān, (deutsch: Kalter Berg, vermutlich spätes 7. oder 8. Jh.) war ein chinesischer Dichter der Tang-Zeit. Außer seinen 307 Gedichten hat er nichts hinterlassen; jedoch spricht er durch seine Texte, die er auf Felswände, Steine, Bäume oder Hauswände schrieb.

Sein Name HanShan begründet sich auf den Ort, an dem er lebte, eben jener „Kalte Berg“. Dieser Berg liegt im Tiantai-Gebirge im Südosten Chinas. Wann er dort lebte, ist nicht genau bekannt, die Vermutungen reichen vom 7. bis ins 9. Jahrhundert nach Christus.

HanShan wählte die Einsamkeit, zog sich bewusst aus der restlichen Welt zurück. In seinem Einsiedlerleben machte er tiefe meditative Erfahrungen, die er textlich festhielt. Seine Gedichte zeichnen sich noch heute durch Zeitlosigkeit und Allgemeingültigkeit aus.

Als Zen-Buddhist suchte er Erleuchtung, legte jedoch seinen schweren Weg dorthin offen und drückte seine Empfindungen und Erfahrungen in seinen Texten aus. Abseits der Zivilisation fand er kritische Worte für jene, die Macht und Geld für das Maß aller Dinge halten; bemaß Werten wie Disziplin und Bescheidenheit deutlich höheren Wert. Seine Gesellschaftskritik mochte er jedoch nicht als das eine Rezept verstanden wissen, sondern respektierte die Individualität jedes Einzelnen.

Struktur des HanShan-Gedichts

Die Struktur eines HanShan-Gedichts ist einfach. Es besteht aus

  • 8 Zeilen;
  • pro Zeile (=Vers) 8 Silben, ohne Reim;
  • inhaltlich mit biographischem Bezug;
  • das lyrische Ich findet sich häufig in einem Naturerlebnis wieder.

Beispiel HanShan-Gedicht

Gedicht "Maulwurf" von Juli Norden

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Wir lesen und schreiben uns,

viele Grüße Gabi.


3 Kommentare

  1. segen der mit worten wirkt die
    sagen was bewegend ist und
    den gedanken inhalt schaffend
    ruhend und trubelabseits harrt
    fühlen wie leicht die schwere schwebt
    unbefangen endlos kreisend
    fledermäuse schmetterlinge
    all die schönen kleinen dinge

    (Spontanversuch eines Rationalen)

    1. Lieber Kajo,

      herzlichen Dank für dein HanShan.
      Ich mag spontan sehr gern, da steckt viel Intuition und Kreativität drin, die beim zu viel drüber Nachdenken, verloren gehen könnte.
      Von daher: Prima!

      Herzliche Grüße
      Gabi

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