Als narrativer Haken wird der Einstieg in eine Geschichte bezeichnet. Idealerweise ist das der erste Satz. Er kann aber auch aus zwei oder drei Sätzen bestehen. Je nach Länge der Erzählung gilt sogar das erste kurze Kapitel als Aufmerksamkeitsfänger.
Der narrative Haken erzeugt bei der Leserschaft Neugierde. Er sollte daher geheimnisvoll und unklar im Inhalt sein, z. B. eine Frage enthalten oder beim Leser aufwerfen. Auch die vage Umschreibung einer Situation ist dafür geeignet, ohne viele Einzelheiten zu nennen. Der narrative Haken zieht die Lesenden in die Geschichte rein, wie ein Köder am Angel-Haken (engl. „hook“) den Fisch zubeißen lässt.
Beispiel narrativer Haken
Schauen wir uns dieses einfache Beispiel an:
Dunkel türmten sich die Wolken auf. Sie holte tief Luft und schrie.
Fragen tauchen dabei auf: Wer oder was ist sie, wie ist ihr Umfeld, droht Gefahr oder warum schreit sie? Ist sie allein? Der Lesende möchte mehr wissen, um auf diese Fragen eine Antwort zu erhalten. Er bleibt hängen an der Einleitung, ist gespannt, wie die Geschichte weitergeht. Die Neugierde treibt ihn weiter in den Text hinein.
Die ersten Sätze dienen somit als Passage in die Geschichte, jedoch ohne sofort zu verraten, worum es in der Erzählung geht. Je dynamischer der narrative Haken ist, desto mehr die Textzeilen nur andeuten, ohne zu erklären, desto stärker wird die Neugierde des Lesenden (oder Hörenden) angefacht und er/sie wird neugierig und gespannt weiterlesen wollen.
Der Narrative Haken ist ein wichtiges Stilmittel, nicht nur im Kreativen Schreiben, sondern grundsätzlich bei allen erzählenden Textformen, er wirkt jedoch besonders gut bei Kurzgeschichten, wichtig ist er zudem auch bei neuen Kapitelanfängen längerer Manuskripte, um die Spannung über viele Seiten hinweg zu halten und wiederholt neu aufzubauen.
Auch Lyrik arbeitet mit narrativen Haken!
Gedichte sind nicht jedermanns oder Sache, jedoch können auch diese bestechen und einen Sog entfachen, wenn entweder bereits der Titel oder die ersten ein, zwei Zeilen Lust auf mehr entfachen, indem zum Beispiel ein Geheimnis angedeutet wird oder ungewohnte Wortkreationen neugierig stimmen 🙂
Merkmale narrativer Haken
Ich fasse folgende Merkmale des narrativen Hakens zusammen:
- Er ist der Aufmerksamkeitsfänger.
- Er dient als Passage in die Geschichte.
- Er erzeugt Neugierde.
- Er baut Spannung auf.
- Er beinhaltet ein Geheimnis.
- Er ist ein wichtiges Stilmittel.
Wie beginnst du eine Geschichte von nun an? Indem du direkt im ersten Absatz erzählst, wovon deine Erzählung handelt – oder formulierst du einen spannungsgeladenen, neugierig machenden narrativen Haken?
Ich bin gespannt, vielleicht magst du mir ja darüber etwas schreiben, der Kommentarbereich weiter unten steht bereit.
In meinen Schreibkursen übe ich als Dozentin für Kreatives Schreiben übrigens regelmäßig diese und weitere Stilmittel, um den eigenen Texten zu höherer Qualität zu verhelfen. Vielleicht wäre so ein Online-Kurs auch einmal etwas für dich?
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Viele Grüße Gabi
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Gabi Kremeskötter
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Wunderschön, deine Seesternnächte!
Herzlichen Dank, Nicole, das freut mich sehr!
Gruß von der Juli-Gabi 🙂
Sehr cool und prägnant erklärst du hier die Sache mit dem Ködern, liebe Gabi!
Hallo Manuela,
Lieben Dank für deinen verbalen „Daumen hoch“!
Freu mich😉
Gruß Gabi
Liebe Gabi
, eine schöne knackig-kurze Erklärung. Da achte ich in der nächsten Zeit auch einmal darauf. Und wunderschön, Dein Gedicht. Seesternnächte, ein schöne Worterfindung von Dir❤️. Lieben Gruß, Susanne
Liebe Susanne,
ich danke dir für dein Kompliment und freu mich, dass du meine Erklärung für dich nutzen kannst! Gutes Gelingen und hei, ja die Seesternnächte haben was 🙂 Gruß Gabi
Aha, ein narrativer Haken. Das werde ich mir merken. Mal sehen, ob ich für meine zukünftigen Blogartikel auch solche Haken finde. Lieben Dank für dieses Wissen, liebe Gabi!
LG Monika
Liebe Monika, gerne! Freue mich, dass mein Artikel nützlich für Dich ist 😊
Viele Grüße
Gabi