Wieder einmal bin ich bei Anna Koschinski in ihrer Blognacht. Alle vier Wochen, immer freitagabends, finden sich die unterschiedlichsten Bloggerinnen und Blogger bei ihr online zusammen und bloggen über einen von ihr ausgegebenen Impuls. Heute lautet er: Eine starke Verbindung. Wow, was für ein Thema! Ich bin das dritte oder vierte Mal dabei, heute bei ihrer Jubiläumsveranstaltung, der magischen Nr. 50! Wie immer, wenn ich mich einem Thema spontan annehme, schreibe ich mich hinein. Weiß also jetzt zur Minute noch gar nicht, wo ich am Ende lande. Das ist spannend für mich und ich lade dich ein, einfach mitzukommen. Hinein in meine Gedankenreise dieses Abends.
Eine starke Verbindung – das Thema des Abends und die Überschrift sagt ja schon alles: Ich habe viele. Starke Verbindungen. Du Menschen, Dingen und Werten. Was mich letzten Endes trägt, denn sie alles zusammen bilden mein Netz. Mein Rettungsseil, meinen lebendigen Kokon.
Meine starke Verbindung zu Menschen
Die erste starke Verbindung habe ich zu mir. Ich lebe in meinem Körper, ich lebe mit mir und meinen Empfindungen vom Zeitpunkt meiner Geburt bis ich mich eines Tages für immer verabschieden werde. Das ist eine starke Verbindung. Ohne sie wäre ich verloren, hätte keinen Halt, keine Motivation, keinen Sinn. Ich sorge dafür, dass es mir gut geht. Ich sorge für mich und behalte mich dabei stets gut im Auge. Eine starke Verbindung: die mit mir.
Die nächste starke Verbindung besteht zu meinen Kindern. Sie in mein Leben geboren zu haben, hat meine Welt auf den Kopf gestellt, von Grund auf geändert. Freude, tiefes Glück und Sinn in meine Existenz gespült. Vom ersten Hautkontakt war sie da, die Verbindung zu meiner Tochter, meinem Sohn. Sie wurde eine Zeit lang auf die Probe gestellt – und hat sie bestanden. Heute stehen sie als erwachsene Personen mitten in ihren eigenen Leben und trotzdem ist sie da – unsere starke Verbindung.
Meine restliche Familie ist ebenfalls eine unverbrüchliche Verbindung, ein Band, das inzwischen drei Generationen zusammenhält. Das belastbar ist und aus Vertrauen, Respekt, Freiheit und Liebe gewebt ist. Wir können auch streiten und anderer Meinung sein, niemals jedoch leichtfertig verletzend. Und eines haben wir gelernt: zu verzeihen und nichts nachzutragen. Und natürlich sind wir nicht fehlerfrei und reiben uns auch ab und zu aneinander. Die Sicherheit unserer Verbindung jedoch ist genau das Netz, das uns alle hält. Zusammenhält.
Ich fühle eine starke Verbindung zu meinen wenigen Freundinnen und Freunden. Keine fünf fallen mir spontan ein, die ich als wahre Freunde erkenne. Doch jede einzelne Person zeichnet sich für mich durch Vertrauen und gemeinsame Erfahrungen und/oder Erinnerungen aus. Da bedarf es keiner täglichen, wöchentlichen oder monatlichen Zusammenkunft. Unsere starke Verbindung hält auch trotz längerer Funkstille. Allein das Wissen, dass sie da wären, wenn wir einander bräuchten, reicht, um mich stark verbunden zu fühlen.
Eine starke Verbindung besteht auch zu meinem Arbeitgeber. Seit mehr als 20 Jahren bin ich hauptberuflich für ihn tätig und weiß diese Konstanz sehr zu schätzen. Zumal diese Verbindung beiderseitig ist und ich für meine Arbeit Wertschätzung und Anerkennung erfahre.
Eine sehr starke Verbindung spüre ich darüber hinaus zu allen Menschen, die mit mir schreiben. Die mir schreiben, die in meinen Schreibkursen ihre Texte entwickeln, die mit mir in den Austausch gehen. Das spontane Vertrauen, das entsteht, wenn wir uns gegenseitig öffnen, schreibend öffnen, schafft einen besonderen Raum des Vertrauens, der allein deshalb schon eine starke Verbindung schafft. Manches Mal nur für wenige Stunden innerhalb eines Workshops, manches Mal über mehrere Wochen und mit einer guten Handvoll bereits seit Jahren. Die Verbindung besteht durch das Schreiben, durch das Teilen der gleichen Leidenschaft.
Meine starke Verbindung zu Dingen
Allen voran steht mein Zuhause, mein Haus an der Mosel, das ich vor mehr als zehn Jahren kaufte, renovierte und seitdem bewohne. Meine starke Verbindung resultiert aus der Arbeit und Lebenskraft, die ich hier hineinsteckte, der Unabhängigkeit, die ich mir damit erarbeitet habe und der Sicherheit, nie mehr den Boden unter den Füßen zu verlieren. My home is my castle, das trifft vollumfänglich zu. Und doch hängt diese starke Verbindung nicht von genau diesen Mauern ab. Ich weiß, weil ich es mir schon einmal bewiesen habe früher, dass ich neue finden könnte, die mir eine andere zwar, aber wiederum starke Verbindung schaffen würde.
Ich habe eine starke Verbindung zu meinem Motorrad. Auch wenn ich in den letzten Jahren weniger viele Kilometer als noch vor fünf Jahren damit gefahren bin, ist Motorradfahren eine Art von Persönlichkeitsbestimmung. Wenn ich meine Kombi anziehe, bin ich Gabi und doch eine andere. Seit ich 18 bin, fahre ich ein eigenes Motorrad. Es bedeutet für mich das Quentchen Freiheit, ist Ausdruck meines gewissen Andersseins, Zeichen meines klitzekleinen Ausbruchs aus dem Normalen. Mein Motorrad und ich: eine wirklich starke Verbindung.
Die Häkeldecke auf meinem Sofa, die starke Verbindung befindet sich in jeder Masche. Denn meine Mama hat sie für mich eigenhändig gehäkelt. Und sie ist nicht klein, ganz im Gegenteil! 140×200 Zentimeter 🙂 Ich liebe diese Decke und freue mich stets, wenn ich mich in sie hineinkuscheln kann beim Fernsehen.
Und noch viele kleine andere Dinge: meine Brillen, weil ich ohne sie nicht gut sehen könnte; meine Matratze, weil sie mir genau die Erholung im Schlaf schenkt, die ich brauche; jede Postkarte, die „in echt“ in meinem Briefkasten landet, weil sie mir zeigt, wer sich Mühe macht, mir eine zu schicken; mein XXL-Sofa, weil es einfach so herrlich groß ist; jedes Buch, das ich lese, weil es mir Zeit der Muße schenkt. Doch merke ich gerade beim darüber Nachdenken, dass ich DINGEN nicht annähernd so stark verbunden bin wie anderem.
Meine starke Verbindung zu Werten
Damit bewege ich mich also wieder zurück in den nicht materiellen Bereich. Neben Menschen sind es vor allem Werte, zu denen ich eine starke Verbindung habe. Ich habe schon früher von den drei wichtigsten Werte in meinem Leben – privat als auch beruflich geschrieben, heute möchte ich diese vier betonen:
Ehrlichkeit: für mich das höchste Gut, das ich gebe und brauche. Sie ist das Fundament meines Lebens.
Loyalität: Wer in meinen engeren Kreis gehört, dem gilt meine Loyalität. Ich helfe, unterstütze, gebe Rat und höre auch einfach nur zu.
Authentizität: Erkennen, wer ich bin und was mein Gegenüber ausmacht. Entscheiden, was gut ist für mich und was nicht. Ehrlich zur eigenen Meinung stehen und das Allen-Recht-Machen nicht zu meiner Maxime erheben. Die Unterschiede respektieren und meinen eigenen Weg selbstbestimmt wählen.
Liebe: Angefangen von der Selbstliebe zu der, die ich meinen Liebsten entgegenbringe; die Liebe zu Worten, dem Ausdruck, dem Teilen von Gedanken und Erlebnissen. Liebevoll miteinander umgehen und auch die Erkenntnis, nicht zu lieben, weil eben etwas fehlt.
Meine starke Verbindung zu Orten
Meine kalte See: Als gebürtige Norddeutsche habe ich eine immerwährende Sehnsucht nach meiner kalten See. Damit meine ich die Nord- und Ostsee, beide liegen mir am Herzen. Die Erinnerungen an meine Kinder- und Jugendzeit dort sind hellwach in mir und ziehen mich Jahr für Jahr wieder hin. Eingemummelt in wind- und wasserfeste Jacken stören mich Wind und Regen nicht wirklich. Und wenn, egal zu welcher Jahreszeit, dann doch die Sonne einmal durch die Wolken bricht: ein wahres Geschenk 🙂
Wälder, Seen und Wiesen lassen mich Weite und Freiheit spüren. So gern ich die Berge auch habe, wirklich frei atmen kann ich erst, wenn ich oben bin und einen weiten Horizont erkenne. Dazu lediglich Naturgeräusche hören: der Wind, der durch die Bäume rauscht, Vogelgezwitscher und leises Wasserrauschen von Bächen – mehr brauche ich nicht, um mich voll und ganz zu fühlen.
Meine Heimat, wo ist sie? Ich habe eine starke Verbindung zu ihr, doch ist sie nicht festgelegt, fest verortet. Im Grunde wie bei den meisten: Da wo ich sicher bin, mich verwurzelt fühle. Aufgrund meiner vielen Umzüge ist das mein jetziger Wohnort, was das Örtliche angeht, mein Urheimat jedoch ist und bleibt Norddeutschland.
Und damit wäre ich fertig mit diesem Spaziergang zu meinen starken Verbindungen. Er ist nicht abgeschlossen, ich werde ihn fortsetzen, als Anstoß nehmen, ein anderes Mal noch tiefer hineinzusteigen. Was mir klar geworden ist: Auch wenn ich mich oftmals isoliert und einsam fühle, so habe ich erkannt, dass ich das absolut nicht bin. Allein dafür hat das Schreiben dieses Beitrags seinen Sinn.
Für heute jedoch ist gut, das Wochenende ist da und nebenan wartet ein leckerer Cocktail. Den gönne ich mir jetzt und morgen wird dieser Artikel überarbeitet und bebildert. Danke an Anna für den Schreibabend in Gemeinschaft. Denn Schreiben verbindet! Aber das sagte ich ja bereits 😉
Guts Nächtle, Gabi.
Gabi Kremeskötter
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Liebe Gabi,
wieder einmal ein wunderbarer Text mit sehr viel Liebe und Persönlichkeit geschrieben. Vielen Dank dafür. In etlichen Punkten finde ich auch wieder.
Der Titel landet in meine Inspirationsliste, vielleicht schreibe ich dazu etwas. Die Nacht bei Anna habe ich mal wieder verpasst, schade.
Liebe Grüße, Birgit
Liebe Birgit,
die Blognacht wiederholt sich alle vier Wochen, sie geht weiter, also wartet die nächste Gelegenheit ganz sicher auf dich:-)
Freue mich, wenn dich mein Artikel inspiriert und mitgenommen hat.
Herzliche Grüße
Gabi
Liebe Gabi,
ein schönes Thema. Wirklich eines, bei dem es sich lohnt, da genauer in sich hinein zu hören. Ich habe mir zum Jahresende gerade nochmal tiefer Gedanken über meine prägende Nullnummer 😉 des Jahres. Ich stelle aber fest, dass sich gerade jetzt nochmal so einige der sicher geglaubten Verbindungen ändern und man sie immer wieder verankern und festzurren muss.
Um mal einen Deiner Punkte herauszugreifen: Dass sich durch das Schreiben, das Bloggen und den Austausch darüber Verbindungen ergeben, merke ich auch. Und finde das ganz großartig. Man stellt oft Gemeinsamkeiten fest, die auch im virtuellen Raum verbinden. Ich z.b. fühlte mich Dir gerade sehr verbunden, als Du über die immerwährende Sehnsucht nach der See geschrieben hast und Du in den Bergen erst befreit aufatmen kannst, wenn Du den Horizont siehst. Das geht mir ganz genauso.
Und was Dir das Motorrad ist, ist mir das Boot….
Ganz liebe Grüße in virtueller Verbundenheit
Britta
Liebe Britta,
herzlichen Dank für deine wie stets besonderen Zeilen, deine Verbundenheit mit mir kann ich nur zurückspiegeln, freue mich sehr über unseren Austausch auf unseren Blogs:-) Verbindungen sind wandelbar, sie können sich lösen oder festigen, das ist auch gut so! Dadurch bleiben auch wir wandelbar und können uns dorthin neigen, wohin uns etwas zieht 🙂 Mich jetzt gerade auf deinen Blog zu deinem neuen Artikel.
Viele Grüße
Gabi