Was ist der Unterschied zwischen Lektorat und Korrektorat?

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Zwei Frauenhände auf einer Tastatur
Schreiben, schreiben, schreiben.

In meinen Kundengesprächen und Schreibkursen werde ich immer wieder danach gefragt, was der Unterschied zwischen Korrektorat und Lektorat ist. Beides möchte ich klar voneinander abgrenzen. Damit vor der Auftragsvergabe und während der gemeinsamen Textarbeit von Dienstleister:in und Autor:in keine Missverständnisse entstehen, erkläre ich in meinem Blogartikel die wesentlichen Unterschiede und Aufgabenbereiche von Korrektorat und Lektorat.

Was versteht sich unter Lektorat?

Das Lektorat schaut vor allem auf den inhaltlichen Sinn des Textes. Viele Fragen wollen bei der Durchsicht beantwortet werden, erst nach deren Beantwortung und gegebenenfalls Überarbeitung ist ein Korrektorat der zweite Schritt. Diese Punkte stehen im Fokus des Lektorats:

  • Zündet die Einleitung? Machen bereits die Anfangszeilen Lust, weiter in den Text einzusteigen? Ich nenne das „Aufmerksamkeit-Angeln“ auch den Narrativen Haken. Lies dir dazu gern diesen Artikel von mir zu diesem Thema vertiefend durch.
  • Folgt die Geschichte einer Grundidee, die sich über den gesamten Text verfolgen lässt, sprich: hält der Schreibende den roten Faden gespannt?
  • Welche Figuren bestimmen die Handlung, sind sie gleichberechtigt, wenn ja, sind alle gleichmäßig aktiv und aufgebaut? Wenn nein, wo könnte der eine oder die Andere noch besser oder schwächer in Szene gesetzt werden?
  • Ist die Abfolge der Szenen plausibel? Als Lektorin schaue ich mir besonders in längeren Texten, die in einzelnen Erzählsträngen hin und her springen, an, wie sich der Protagonist entwickelt. Das können zum Beispiel seine Kenntnisse und Fähigkeiten am Anfang sein, welche kommen dazu?
  • Ist die Dramaturgie insgesamt nachvollziehbar aufgebaut? Hat der Text Passagen, die zu aufgebläht sind, die Dynamik verlangsamen oder fehlen bei anderen noch wichtige und den gedanklichen Aufbau unterstützende Ausschmückungen? Auch hier gibt das Lektorat wertvolle Hinweise.
  • Welche Erzählperspektive hat der Autor/die Autorin gewählt? Wird sie konsequent umgesetzt oder gibt es womöglich Abweichungen, die angepasst werden müssen? Insgesamt drei Erzählperspektiven sind möglich, in meinem Blogartikel dazu findest du sie allesamt erläutert.
  • In welcher Erzählzeit siedelt der Text? Wird sie konsequent eingehalten? Als Lektorin spüre ich auch diesem nach, damit die Leserschaft keine Irritationen durch rein handwerkliche Fehler die Lust am Weiterlesen verliert.
  • Auch für stilistische und sprachliche Hinweise ist ein Lektorat sehr wertvoll, die Qualität eines Manuskripts zu verbessern: Wortwiederholungen, zu kurze oder zu lange Sätze, Verschachtelungen. Der Sprachstil der Autorin/des Autors wird von mir, wenn nötig, herausgearbeitet und verfeinert.
  • Bei Sachtexten: Stimmen die Quellenangaben, ist richtig zitiert? Wo können Fakten überprüft werden, was ist eigene Überlegung und Schreibe, an welche Fremdideen wird angelehnt? Bei Texten dieser Art gibt es Spezialisten, die den jeweiligen Fachjargon beherrschen. Wer Belletristik lektoriert, ist vielleicht nur bedingt für wissenschaftliche oder technische Texte geeignet.
  • Welche Art der Veröffentlichung plant die Autorin/der Autor? Soll der Text zunächst wie eine Testlesung nur grob überflogen und eingeschätzt werden oder als intensive Textgrundlage für eine Einreichung des Manuskripts an einen Verlag oder fürs Selfpublishing dienen?
  • Sehr wichtig: Das Lektorat erarbeitet Vorschläge, die angenommen oder abgelehnt werden können. Natürlich behält die Autorin/der Autor die Texthoheit und entscheidet Punkt für Punkt, ob sie/er die Hinweise annehmen möchte oder nicht. Bei einem Lektorat durch den Verlag mögen andere Bedingungen gelten, diese sollten im Verlagsvertrag explizit genannt sein, damit auch hier im Nachhinein keine Missverständnisse aufkommen.
  • Ein Lektorat erhöht eindeutig die Veröffentlichungsreife eines Manuskripts. Werden Streichungen oder neue Passagen empfohlen, so dienen diese Hinweise stets einer Qualitätssteigerung des Textes. Nur eine distanzierte Sicht ohne jegliche Emotionen verschafft der Autorin/dem Autor verlässliche Hinweise auf die Lesbarkeit und den Zustand der Erzählung.

Was beinhaltet ein Korrektorat?

Jeder Text, der veröffentlicht werden möchte, sollte vorher durch ein qualifiziertes Korrektorat auf formale Fehler untersucht werden. Im Lektorat wurden die inhaltlichen Verbesserungen durchgeführt, im Korrektorat werden als Unterschied dazu abschließend diese Punkte bearbeitet:

  • Rechtschreibung (Orthografie)
  • Grammatik
  • Zeichensetzung (Interpunktion)
  • Silbentrennung
  • Formatierung (Typografie)

Die deutsche Sprache hat eine Vielzahl an Regeln und Gesetzmäßigkeiten. Jede Autorin und jeder Autor macht Fehler. Eine distanzierte Herangehensweise durch ein professionelles Korrektorat ist daher unerlässlich, um dem eigenen Manuskript den letzten Schliff zu verpassen.

Denn auch wenn ich sehr sicher in Sachen Sprache und deren Regeln unterwegs bin, befällt auch mich bei eigenen Texten die unter allen Autor:innen weit verbreitete Textblindheit. Egal, wie oft ich mein Geschriebenes lese, irgendein kleiner Fehler unterläuft meiner Aufmerksamkeit. Ob das nun ein fehlender Buchstabe, eine kleine grammatikalische Finesse oder reine Flüchtigkeitsfehler sind, distanziertes Draufschauen eines Fremdlesers auf deinen Text ist unerlässlich und definitiv unersetzlich 🙂

Buntes Notizbuch mit Stiften
Egal, ob handgeschrieben oder digital: die Kenntlichmachung aller Korrekturen erfolgt eindeutig.

Wann Lektorat und wann Korrektorat?

Wie bei so vielen Dingen im Leben ist diese Entscheidung davon abhängig, wie groß die Bereitschaft der Autorin/des Autors ausgeprägt ist, in Vorlage zu treten. Qualität hat ihren Preis und je besser ein Manuskript vorbereitet ist, desto geringer ist der Aufwand für eine Veröffentlichung. Zum einen für den Verlag, der die Geschichte unter Vertrag nimmt, zum anderen für die Leserschaft eines selbst veröffentlichten Textes.

Bei ungeübten Schreibenden empfehle ich in jedem Fall, das Manuskript zunächst einer Anzahl an Testlesenden zum Lesen zu geben. Je distanzierter die Testlesenden zur Autorin/zum Autor stehen, desto besser. Denn: Kritik ist leichter zu erteilen, wenn keine emotionale Bindung besteht. Freundliche Wertschätzung verbunden mit sachlichen Verbesserungsvorschlägen bringt ein Manuskript weiter nach vorne als salbungsvolle Huldigung.

Wenn der Text anschließend überarbeitet wurde, kann ein Lektorat, von z. B. den ersten maximal 50 Seiten, sinnvoll sein, um die Autorin/den Autor verfeinert auf Unstimmigkeiten aufmerksam zu machen. Nach dieser zweiten Durchsicht ist das Gesamtlektorat angebracht und erst anschließend eine Korrekturschleife.

Natürlich werden bereits während des Lektorats grundlegende Defizite in Sachen Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung vermittelt, die die Autorin/der Autor in seine laufende Überarbeitung einfließen lassen kann. Das reduziert final den Korrekturaufwand.

Auch kann der Auftrag in Einem erfolgen, das heißt, das Lektorat schließt das Korrektorat direkt mit ein. Durch den bestehenden Unterschied von Korrektorat und Lektorat ist jedoch immer wichtig, explizit darauf hinzuweisen, was der eigentliche Umfang der beauftragten Arbeit sein soll. Um Missverständnissen vorzubeugen, gilt das natürlich für beide Seiten 🙂

Wie kannst du mit mir zusammenarbeiten?

Am Anfang steht die Kontaktaufnahme. Du hast ein rohes, angefangenes oder gar fertiges Manuskript und wünschst eine erste Einschätzung? Ich freue mich auf deine E-Mail, gern mit einer ersten Textprobe, hier reichen mir 20-30 Seiten. Anhand derer kann ich mir einen Eindruck verschaffen und den Aufwand abschätzen, vorausgesetzt das restliche Manuskript entspricht den Probeseiten.

Individuell werde ich dir daraufhin kostenlos mein Angebot unterbreiten, wunschgemäß auch durch maximal 10 Seiten Probelektorat und / oder Probekorrektorat. Wir können meinen Stundenaufwand, Seiten- oder auch Pauschalpreis vereinbaren. Erst wenn dir meine Konditionen zusagen und du durch die Probeseiten weißt, wie ich arbeite, werden wir eine klar finanzielle Vereinbarung treffen, die zudem terminliche Vorgaben festlegt.

Ich arbeite jeweils nur an einem Projekt. Wenn wir zusammenfinden, kannst du somit sicher sein, dass ich dir meine volle Aufmerksamkeit zuwende. Auch terminlich wie auch im persönlichen Kontakt arbeite ich dir so zu, dass du dein Manuskript schnellstmöglich zur weiteren Verwendung zur Verfügung hast.

Je genauer wir alle Details besprechen, umso besser und fruchtbarer wird unsere Zusammenarbeit ausfallen. Denn wie du ja bestimmt inzwischen festgestellt hast: Der Unterschied von Korrektorat und Lektorat ist wesentlich!

Weitere Informationen zu meiner Person und die eine und andere Referenz findest du hier. Ich freue mich auf dein Projekt!

Viele Grüße Gabi


Lächelnde Frau vor Efeu-Wand mit einem Notizbuch in der Hand, darauf der Claim "Liebe, die durch Worte strahlt"

Gabi Kremeskötter

Liebe, die durch Worte strahlt

Freie Rede – Schreibworkshops – Lektorat


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