Mein Gesicht, wenn ich dich lesen höre: Augen zu, Ohren auf

Veröffentlicht am Kategorisiert als Kreatives Schreiben
Gabi Kremeskötter mit geschlossenen Augen vor Bougainvillea im Hintergrund, darunter Schriftzug: Mein Gesicht, wenn ich dich lesen höre: Augen zu, Ohren auf
Foto: Michaela Grönnebaum

Face your Story – Dein Gesicht, deine Story!„, so heißt der Blogparadenaufruf von Manuela Krämer. Sie möchte Selfies mit Grimassen sehen, doch ich gebe zu: Ich habe keine, weil ich keine Grimassenschneiderin bin. Könnte ich mal versuchen, aber nee, bin ich eben nicht. Was ich dafür definitiv bin: Eine gute Zuhörerin! Wenn ich einen Text höre, schließe ich meine Augen. Blende alles um mich herum aus, um mich voll und ganz beim Vorlesen dem richtigen Zuhören hinzugeben. So sehe ich also aus, mit Zuhörerinnengesicht 🙂 Bei welcher Gelegenheit ich dieses Gesicht zeige, erzähle ich in meinem Blogartikel 🙂

Geschlossene Augen, offene Ohren

Manche Fotos halten etwas fest, das im Alltag kaum auffällt. Dieses hier zeigt mein Gesicht beim Zuhören. Augen zu. Stirn entspannt. Mund geschlossen. Kopf leicht schräg. Der ganze Fokus: nach innen gerichtet. Es entstand übrigens während einer Workation, bei einer spontanen Fotosession letztes Jahr in Portugal, fotografiert hat mich Michaela Grönnebaum.

Warum ich beim Hören fremder Texte meine Augen schließe? Weil ich nur so richtig zuhören kann. Nicht zwischen Tür und Angel. Nicht mit halbem Ohr und einem Blick aufs Handy oder aus dem Fenster hinaus. Auch die Reaktionen anderer, die anwesend sind, lenken mich dadurch nicht ab, sondern ich kann voll und ganz den Text wahrnehmen – und meine Reaktionen darauf. Mit allen Sinnen.

Wenn mir als Dozentin für KREatives Schreiben in meinen Kursen jemand einen Text vorliest, bin ich ganz Ohr. Ich will nichts verpassen: keine Nuance, keinen Rhythmus, keine kleine Wahrheit zwischen den Zeilen. Und wenn ich dabei meine Augen schließe, dann nicht aus Müdigkeit, sondern weil ich aufmerksam bin. Denn richtig zuhören beim Vorlesen heißt für mich: mitgehen, mitschwingen, mitfühlen.

Der „Widerhall der Worte“: Hören, was zwischen den Zeilen klingt

Meine Kurse zum KREativen Schreiben beginnen stets mit diesem besonderen Moment: Ich gebe ein Impulswort oder einen Begriff in den Raum und spontan schreiben alle einen Dreiminutentext. Anschließend lesen sie nacheinander ihren gerade entstandenen Text vor, und ich? Ich höre zu. Sehr aufmerksam. Still und leise. Wach, aber mit geschlossenen Augen.

Und dann? Dann gebe ich nicht einfach Feedback. Ich spiegle. Ich verdichte. Ich formuliere einen Impuls, der auf dem basiert, was ich gehört und gefühlt habe. Meine Methode heißt Widerhall der Worte. Weil ich nicht nur das Gehörte zurückwerfe, sondern etwas daraus forme, das zurückwirkt. Ein Anstoß für eine neue Richtung, eine andere Perspektive.

Meine Teilnehmer:innen spüren: Da hat jemand wirklich zugehört. Nicht nur mit dem Kopf, sondern mit dem Herzen. Und genau daraus entsteht der nächste Text. Nicht aus Kritik, sondern aus Resonanz. Richtig zuhören beim Vorlesen kann Türen öffnen: zu sich selbst, zu einem Thema, zu ungeahnten Tiefen im eigenen Schreiben.

Texte vorlesen: Ein Raum voller gespannter Stille

Wenn Hausaufgaben vorgelesen werden, liegt oft ein Flirren in der Luft. Nervosität, leichte Unruhe. Die Verfasser:innen fragen sich: Kommt mein Text an? Wurde alles verstanden? Klingt das, was ich sagen wollte?

Und ich? Ich höre wieder mit geschlossenen Augen zu. Nicht, weil ich mich ausruhe, ganz im Gegenteil. Das Zuhören betrachte ich als Kernstück meiner Arbeit! Ich will jedoch nicht sehen, wie sich jemand abmüht, den Blick sucht, nervös mit den Händen spielt. Ich will den Text hören. Nur den Text, voll und ganz.

Dieser Moment gehört dem, was zwischen den Zeilen schwingt. Meine Ohren sind offen, mein Blick ist nach innen gerichtet. Denn dort, wo das Wort seinen Widerhall findet, beginnt für mich das wirkliche Zuhören.

Die Wirkung der Worte: Spürbar, nicht messbar

Beim Zuhören merke ich schnell, ob sich ein Text rund anfühlt oder eckig. Ob Formulierungen sich unnötig winden. Ob eine Wiederholung den Fluss stört oder eine Pause fehlt. Doch darum allein geht es nicht. Mir geht es im ersten Moment nicht um richtig oder falsch. Nicht um Fehler und Korrekturen.

Was für mich zählt, ist Spürbarkeit: Stimmt die Szene stimmt, wirkt die Aussage? Entsteht ein Moment, in dem ich innerlich mitgehe, mit einem JA, einer Regung, bin ich berührt? Manchmal bekomme ich eine Gänsehaut, lache auf vor Überraschung, oder stille Betroffenheit macht sich breit in mir. Ich nehme das alles wahr – und warte.

Erst nach dem letzten Wort öffne ich meine Augen. Ich sehe die Person an, die vorgelesen hat. Lasse meine Augen sprechen und auch meine ersten, ehrlichen Worte. Zuhören ist für mich wie Licht: Es macht sichtbar, was vorher im Schatten lag. Es holt Texte ins Bewusstsein und hilft Menschen, ihre eigene Sprache zu finden.

Mein Zuhörerinnengesicht ist kein stummes Bild, sondern eine Einladung: Komm in meinen Kurs. Lies deinen Text und sieh mir dabei zu, wie ich mit geschlossenen Augen ganz bei dir bin 🙂

Frau am Laptop lächelt in die Kamera

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Mein Fazit: „Augen zu“ bedeutet „ganz bei dir

Dieses Foto von mir, Augen geschlossen beim Zuhören, ist kein Schnappschuss.
Es ist ein Abbild meiner Haltung. Ich glaube daran, dass jeder Text ein Echo verdient und ich weiß, dass dieses Echo nur entsteht, wenn jemand wirklich hinhört. Mit Zeit, mit Aufmerksamkeit, mit offenem Ohr.

Mein Gesicht zeigt keine Grimasse, dafür Präsenz. Und darum bitte ich auch dich, wenn du jemandem zuhörst, der dir etwas vorliest: Sei ganz da. Höre nicht nur die Worte, höre genau hin und erkenne, was sie tragen.

Und wenn du wissen willst, wie sich das in echt anfühlt: Dann lies mir in meinem nächsten Kurs deinen Text vor. Ich höre dir zu: mit geschlossenen Augen und offenem Herz.

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Anmeldungen sind mit diesem Formular möglich – du kannst mir aber auch einfach eine E-Mail an info@gabi-kremeskoetter.de schreiben, dann schicke ich dir die Vorlage zu. Ich freue mich darauf, mit dir zu schreiben!

Du hast erst später Zeit? Überhaupt kein Problem:-) Ich starte in jedem Quartal einen 6-Wochen-Kurs! Du kannst dich auch für meine Warteliste für einen Kurs danach melden:-)

Ich freue mich darauf, deinen Text zu hören!

Mit KREativen Grüßen

Gabi


Lächelnde Frau vor Efeu-Wand mit einem Notizbuch in der Hand, darauf der Claim "Liebe, die durch Worte strahlt"

Gabi Kremeskötter

Liebe, die durch Worte strahlt

Freie Rede – Schreibworkshops – Lektorat


Von Gabi Kremeskötter

Geb. 1966 in Pinneberg, wohnhaft in D-56841 Traben-Trarbach/Mosel/Rheinland-Pfalz, Dozentin für KREatives Schreiben, Lektorin & Korrektorin, Freie Rednerin für Trauungen, Kinderwillkommensfeste und Trauerfeiern, Autorin Juli Norden

5 Kommentare

  1. Liebe Gabi,
    du hast meine Blogparade „Face your Story“ wunderbar mit deinem (leisen) Zuhörerinnen-Gesicht ergänzt! Ich stimme dir zu: Mit Selfies, Grimassen, Gesichtern können wir nicht nur laut und lustig, sondern auch leise und sinnlich ausdrücken, was uns bewegt. – Und toll, dass du hier gezeigt hast, dass Menschen mit geschlossenen Augen bei Lesungen nicht schlafen, sondern besonders intensiv zuhören. Ich mache das übrigens auch gerne, denn so kann ich die Bilder in meinem Kopf viel besser wahrnehmen.
    Liebe Grüße
    Manuela

    1. Liebe Manuela,
      herzlichen Dank für deine Rückmeldung, ja, das Schreiben des Beitrags hat mir Freude gemacht,
      gerade wir nicht lauten Menschen sind deshalb nicht still 🙂
      Viele Grüße
      Gabi

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