Quo vadis Institution Ehe?

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Frau mit langem Zopf schaut nachdenklich zur Seite

Diese Frage stellte sich mir am letzten Wochenende. Das Team Sympatexter um Judith Peters hatte eingeladen zu einer Veranstaltung rund ums Bloggen. Die Institution der Ehe ist eines meiner Hauptthemen. Als Freie Rednerin – vor allem für Trauungen – steht sie im Mittelpunkt meiner Arbeit. Ich zelebriere die liebende Beziehung, die durch die Hochzeit im Leben des Paares fest verankert wird. In meinem Blogartikel möchte ich nicht auf den Unterschied einer kirchlichen zur Freien Trauung eingehen, dazu habe ich bereits an anderer Stelle geschrieben. Mir geht es heute darum, ob grundsätzlich die Institution Ehe an sich Bestand haben wird oder womöglich aufgrund umwälzender gesellschaftlicher Änderungen an Bedeutung verliert.

Wie wird der Begriff Ehe definiert?

Der Begriff „Ehe“ wurde bereits in der Antike verwendet und hat sich im Laufe der Geschichte weiterentwickelt. Die genaue Entstehung des Begriffs ist jedoch unklar, da er in verschiedenen Kulturen und Sprachen unterschiedlich benannt wurde. In der westlichen Welt wird der Begriff „Ehe“ auf das lateinische Wort „matrimonium“ zurückgeführt, das wiederum von „matrem“ (Mutter) und „monium“ (Handlung) abgeleitet ist und somit die Idee der Fortpflanzung und der Verbindung zweier Familien oder Stämme zum Ausdruck bringt. Andere Sprachen haben unterschiedliche Wurzeln für den Begriff Ehe. So geht das englische Wort „marriage“ auf das altfranzösische Wort „mariage“ zurück, während das deutsche Wort „Ehe“ aus dem althochdeutschen Wort „êwa“ stammt. In jedem Fall ist die Institution der Ehe eine der ältesten und universellsten Institutionen der Menschheit, die in verschiedenen Kulturen und Zeiten eine wichtige Rolle gespielt hat und noch immer spielt.

Wie sehen die rechtlichen Grundlagen der Ehe aus?

In Deutschland wird die Ehe im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) geregelt. Hier sind einige der wichtigsten rechtlichen Grundlagen:

  • Ehemündigkeit: Das Mindestalter für die Eheschließung beträgt 18 Jahre. Eine Eheschließung vor dem 18. Lebensjahr ist nur in Ausnahmefällen und mit Zustimmung der Eltern oder des Vormunds möglich.
  • Eheschließung: Die Eheschließung muss vor einem Standesbeamten oder einer Standesbeamtin erfolgen und wird erst mit der Unterzeichnung der Eheurkunde rechtskräftig.
  • Eheliche Rechte: Im Krankheits- und Versorgungsfall sind die Ehepartner automatisch bevollmächtigt, um zum Beispiel über Krankheitsverläufe informiert zu werden. Auch die Versorgung im Falle nötiger Pflege des Partnerin oder des Partnerin, vor allem auch der gemeinsamen Kinder betrefffend, bedarf keiner weiteren schriftlichen Regelung.
  • Eheliche Pflichten: Die Ehegatten sind einander zur ehelichen Gemeinschaft verpflichtet. Dazu gehören unter anderem die Pflicht zur Treue, zur Unterstützung, zur gemeinsamen Verantwortung für Haushalt und Kindererziehung sowie zur Verschwiegenheit.
  • Ehegattenerbrecht: Im Falle des Todes eines Ehegatten hat der überlebende Ehegatte ein gesetzliches Erbrecht.
  • Ehescheidung: Eine Ehe kann auf Antrag eines oder beider Ehegatten durch Scheidung beendet werden. Die Scheidung kann nur durch ein Gericht ausgesprochen werden.
  • Zugewinngemeinschaft: Wenn keine anderweitige Vereinbarung getroffen wurde, leben die Ehegatten im gesetzlichen Güterstand der Zugewinngemeinschaft. Das bedeutet, dass jeder Ehegatte während der Ehe Vermögen aufbauen kann, das im Falle einer Scheidung hälftig geteilt wird.
festlich gedeckter Tisch mit Weingläsern
Festlich gedeckter Tisch in der Orangerie Bekond

Die wichtigsten Veränderungen der Ehe kurz zusammengefasst

Die Ehe hat im Laufe der Jahrhunderte tiefgreifende Veränderungen erfahren.

  1. Ehe als politische Allianz: In der Antike und im Mittelalter wurde die Ehe oft als eine politische Allianz zwischen Familien oder Staaten angesehen, um Frieden und Sicherheit zu gewährleisten.
  2. Ehe als religiöse Institution: Im Christentum und anderen Religionen galt die Ehe als heiliges Sakrament, das von Gott gewollt und gebilligt wurde.
  3. Ehe als romantische Beziehung: Im 18. und 19. Jahrhundert begann sich die Vorstellung von Ehe als romantischer Beziehung zwischen zwei Individuen zu entwickeln.
  4. Gleichberechtigung: Im 20. Jahrhundert setzten sich Frauen zunehmend für die Gleichberechtigung in der Ehe ein und forderten das Recht auf Selbstbestimmung, Zugang zu Bildung und Beruf, sowie Scheidung und Verhütungsmittel.
  5. Vielfalt: In den letzten Jahrzehnten hat sich die Vorstellung von Ehe als heterosexueller Monogamie zunehmend aufgelöst und eine Vielfalt von Formen der Ehe und Partnerschaft entwickelte sich, einschließlich gleichgeschlechtlicher Ehen und polyamorer Beziehungen.

Ehe und Partnerschaft heute

In den letzten dreißig Jahrzehnten haben sich die gesellschaftlichen Normen und Werte in Bezug auf Beziehung und Partnerschaft stark verändert, was zu einem Rückgang der Heiratsraten und einem Anstieg von alternativen Lebensformen geführt hat.

Haben in 1991 noch 454.291 Paare standesamtlich geheiratet, ging diese Anzahl kontinuierlich zurück auf 368.922 im Jahre 2007. Von da an jedoch stiegen die Werte wieder auf beachtliche 449.466 Paare, die sich in 2018 trauen ließen. 2019 wurde rein statistisch betrachtet dieser Trend jedoch wieder gebrochen und die Zahl der Eheschließungen sank bis 2021 auf 357.799.

Sicher ist der Rückgang auf einen erheblichen Teil zurückzuführen auf die Corona-Pandemie. Viele Paare haben ihre Hochzeit wegen geschlossener Standesämter, der Kontaktsperre und nicht möglicher größerer Feiern auf die Zeit danach verschoben. Leider fehlen auf der Plattform Statista.de, von der ich diese Werte übernommen habe, bisher die Werte von 2022. Ich gehe jedoch davon aus, dass letztes Jahr viele dieser nicht erfolgten Eheschließungen nachgeholt wurden.

Interessant ist in diesem Zusammenhang die gegenläufige Entwicklung der Geburten: in 2021 erblickten gemäß dem Statistischen Bundesamt so viele Kinder das Licht der Welt wie zuletzt in 1997 🙂

Mögliche Entwicklungen der Institution Ehe

Natürlich lässt sich schwer vorhersagen, wie sich die Institution der Ehe in Zukunft entwickelt. Die möglichen Szenarien unterscheiden sich deutlich.

Entweder bleibt die Ehe weiterhin eine wichtige Institution, aber ihre Bedeutung und Funktionen ändern sich. Durch die gesellschaftlich größere Akzeptanz für alternative Familienmodelle, wie zum Beispiel offene, gleichgeschlechtliche oder polyamoröse Beziehungen könnten die jeweiligen Paare sich einen individuelleren Rahmen geben.

Oder die Ehe konzentriert sich darauf, eine rein rechtliche und finanzielle Vereinbarung zwischen zwei Personen zu sein, die zwar ihr Leben verbinden und teilen, für die romantische Liebe und Treue jedoch nicht die Motivation darstellt.

Von ihrem Grundsatz her ist die Ehe auf eine lebenslange Bindung ausgelegt. Die Scheidungsraten lt. Statista.de jedoch zeigen nach rund 30% in den 90er Jahren einen Anstieg auf über 50% in 2005 sowie wieder fallende Werte von knapp 40% in 2021. Somit wird eine von drei Ehen irgendwann im Laufe ihrer Dauer geschieden. Dies ist sicher auch durch einfachere Scheidungsmodalitäten begründet und der lebenslange Ansatz wird zunehmend als unrealistisch eingeschätzt.

Hinzu kommt, dass Freiheit und Autonomie in unserer modernen Gesellschaft zu sehr wichtigen Pfeilern geworden sind. Insbesondere Frauen schätzen ihre gestiegende Souveränität und Unabhängigkeit von einem zumeist männlichen Partner. Sie können endlich gesellschaftlich akzeptiert ihren eigenen Weg bestimmen und ihren Bedürfnissen folgen.

Die politisch geprägten, gesellschaftlichen Veränderungen haben zu der heutigen Akzeptanz von alternativen Familienformen geführt. Gleichgeschlechtliche Partnerschaft, Patchwork-Familien und sexuelle Selbstbestimmung bis hin zur Transsexualität sind endlich anerkannt und führen dazu, dass die traditionelle Ehe als einzige Form der Partnerschaft an Bedeutung verloren hat. Die Vorstellung von Partnerschaft und Familienbildern hat sich verändert, das Leben in informellen Beziehungen oder allein passt oftmals besser zum eigenen Lebensstil.

Idyllische Sommerhochzeit unter schattigen Bäumen: Campus Saarbrücken 2022

Meine Prognose zur Institution Ehe

Nach Fakten und Statistik, Mutmaßungen und Grundlagen der Entwicklung bis heute wage ich meine eigene Prognose. Ich gebe zu: sie kommt aus meinem Bauch heraus, weil ich romantisch bin und an den Bindungswillen glaube, glauben möchte, selbst wenn ich seit Jahren geschieden und alleinlebend bin.

Ich bin fest davon überzeugt, dass die Ehe, in welcher Konstellation, mit welcher Ausprägung auch immer, Bestand haben wird. Der Mensch ist nur in seltenen Fällen ein Einzelgänger, eine Misantropin. Im Herzen wollen wir uns zusammentun. Zusammen leben, uns einlassen, treu sein. Eine Gemeinschaft gründen, uns festlegen. Liebe zulassen und erleben, sie zelebrieren und feiern. Wir sind motiviert, Kinder zu zeugen und groß zu ziehen, Eltern zu sein, so wie unsere Eltern mit ihren Möglichkeiten uns Eltern waren.

Wir entwickeln uns weiter, lernen Konflikte zu meistern, Veränderungen zusammen auszuhalten. Erleben Bindung und Gefühle, die uns Sicherheit geben und einen Platz an der Seite eines besonderen, geliebten Menschen. Gefühle zu zeigen und zu ihnen zu stehen drückt Stärke aus und emotionale Tiefe, ohne die wir einen wichtigen Energie- und Lebenssinn-Lieferanten nicht hätten.

Die Vorteile einer partnerschaftlichen Absicherung wiegen die Nachteile einer gewissen Abhängigkeit vollends aus. Das Verlangen nach Zugehörigkeit und einem festen Platz in einem Familienkonstrukt, egal welcher Färbung, wird den Bund der Ehe nicht überflüssig werden lassen. Die Gesellschaft heute birgt so viele Möglichkeiten der Anerkennung, Akzeptanz und Toleranz einer partnerschaftlichen Bindung, dass Freiheit leben auch innerhalb einer festen Beziehung möglich ist.

Natürlich kenne ich auch das Thema Schnelllebigkeit, das heutzutage in vieler Munde ist, insbesondere im Dating-Bereich. Das vordergründig genau das Gegenteil von langfristiger Bindung propagiert: mal schnell online Jemanden kennenlernen, ein paar Mal schreiben. Nur um wenig später das Interesse neu auszurichten, weil das Angebot ja noch viel mehr hergibt, noch etwas Besseres zeigen könnte als den Kontakt, den ich gerade habe.

Ganz sicher haben auch die Medien damit zu tun, die eine öffentliche Meinung propagieren, die in Richtung „immer etwas Neues“ geht. Doch mal Hand aufs Herz: was steckt wirklich dahinter? Meiner Meinung nach das tiefe, innere Bedürfnis nach Verbindung. Bindung zu einem Menschen, einer kleinen Gruppe, die mir Spiegel ist und die ich im Gegenzug ehrlich und intensiv reflektieren darf. Zugehörigkeit und Vertrauen, Liebe und Erlebnis, gemeinsame Ziele und Erinnerungen im Blick.

Dabei ist vollkommen egal, welches Geschlecht ich habe, ob ich Männer, Frauen oder Diverse liebe, ob ich im Laufe meiner Entwicklung feststelle, einem anderen als meinem Geburtsgeschlecht zu entsprechen. In unserer heutigen Gesellschaft ist die gesellschaftliche Akzeptanz dessen, was ich sein will, was ich darstelle, was ich bin, Grundlage meines Vertrauens darauf, das sich nicht allein leben muss, wenn ich das anders wünsche.

Ich sehe daher die Institution Ehe noch lange nicht am Ende. Im Gegenteil, ich glaube, sie wird noch existieren, in womöglich heute noch nicht klar vorstellbarer Variation, wenn meine Enkel- und Ur- oder Ur-Urenkel im heiratsfähigen Alter sind.

Bis dahin freue ich mich jedes Frühjahr aufs Neue auf den Beginn der Hochzeitssaion: um als Freie Traurednerin meinen Paaren das Ja-Wort abnehmen zu dürfen 🙂

Möchtest du mehr darüber wissen, schau dich gern auf meiner Website um oder lies dich durch meine verschiedenen Artikel zur Freien Rede hier auf meinem Blog.

In meinem Newsletter informiere ich in unregelmäßigen Abständen über meine Angebote, Aktivitäten und Termine. Wenn du magst, freue ich mich über deine Anmeldung:

Und nun schicke ich liebe Grüße in den virtuellen Äther, freue mich auf Austausch jeglicher Art, ganz einfach erreichst du mich per E-Mail 🙂

Herzlichst,
Gabi.


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3 Kommentare

  1. Liebe Gabi, ich bin eine, die nicht gleich geheiratet hat -erst mit 40 – und lange nicht an die Ehe geglaubt hat. Jedenfalls nicht als Modell für mich. Und jetzt bin ich so dankbar, dass ich den richtigen Mann geheiratet habe und finde, verheiratet sein macht Spaß. Und ich unterschreibe deine Prognose voll und ganz. Sehr schöner Beitrag! Alles Liebe, Susanne

    1. Liebe Susanne,
      danke für deine Nachricht, da freue ich mich doch sehr für dich und deine Liebe, dein Glück und deine Ehe:-)
      Gut zu wissen, dass meine „Ahnung“ im wahren Leben Bestand hat und sich nicht nur auf mein Bauchgefühl stützt.
      Alles, alles Liebe für dich und deinen Partner,
      Gabi

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