Hinter diesen speziellen Namen verbergen sich Kurzgedichte, die meist nur aus wenigen Worten bestehen. Alle drei haben jedoch eines gemeinsam: Einzelne Buchstaben dieser Wörter ergeben in der Reihenfolge der Gedichtzeilen untereinander ein Wort oder kurzen Satz, von dem das Gedicht inhaltlich handelt. Klingt im ersten Moment vielleicht kompliziert, ist es aber nicht, ganz im Gegenteil. Wenn du erst einmal verstanden hast, was ein Akrostichon ist, wirst du auch den Aufbau von Mesostichon und Telestichon sofort verstehen 🙂
Worterklärung und Definition
Wer genau hingeschaut, bemerkt, dass alle drei Kurzgedichte die gleiche Endung haben, nämlich -stichon, und sich nur im Wortanfang unterscheiden. „Stichon“ kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet Zeile.
- „Akro“ steht für Spitze, im übertragenen Sinne für Anfang;
- „Meso“ für Mitte;
- „Tele“ bedeutet Ende.
Daraus ergibt sich die Position der untereinander geschriebenen Buchstaben, die zusammengelesen ein Wort oder einen Satz, also das Thema des Gedichtes wiedergeben. Auf Deutsch heißt diese Art des Gedichts übrigens Leistengedicht oder Leistenvers.
So schreibst du ein Leistengedicht
Um eine der drei Gedichtformen zu verfassen, überlege dir zunächst dein Thema und schreibe die einzelnen Buchstaben des Begriffes in Großbuchstaben untereinander. Für ein Akrostichon am Anfang der Zeile, für ein Mesostichon in die Mitte deines Blattes. Möchtest du stattdessen ein Telestichon dichten, setze die Buchstaben am Ende deiner noch leeren Blattzeilen untereinander.
Anschließend ergänzt du die Zeilen mit Begriffen, Worten, halben oder ganzen Sätzen. Alle sollten im Zusammenhang stehen mit dem untereinander geschriebenen Thema. So entsteht eine lyrische Form, die mehr darstellt als eine Aufzählung von Wörtern. Wichtig ist, dass ein eventueller Satz nicht länger als eine Zeile pro Buchstabe ist.
Diese Gedichtform kann durchaus als Gedankenwolke verstanden werden, verwandt mit einem Cluster oder Brainstorming 🙂 Ich selbst nutze sie immer wieder gerne: Wenn ich einmal keine wirkliche Idee habe, mir aber ein Begriff im Kopf herumspukt, kann ich mich ihm damit sehr gut annähern.
Wer zu Herkunft und historischer Anwendung des Akrostichons mehr wissen möchte, der möge einfach bei Wikipedia nachschlagen. Dort steht eine Menge Wissenswertes! Ich selbst möchte mich in meinem Artikel hier mit der reinen Schreibfreude befassen und belasse es daher dabei 🙂
Eigene Beispiele für den Leistenvers
Nachfolgend ein paar Beispiel-Texte für dich, die ich selbst verfasst habe unter meinem Autorinnen-Pseudonym Juli Norden:
Beispiel Akrostichon
Beispiel Mesostichon
Beispiel Telestichon
Na, bist du neugierig geworden und schreibst selbst einmal ein Akrostichon? Dieses ist von den Dreien am leichtesten zu verfassen. Auch ein Mesostichon ist einfach, da du mit den in der Zeile befindlichen Worten und ihrer Position spielen kannst. Das Telestichon ist eine Ausdrucksart der etwas anspruchsvolleren Art und ich gebe zu, auch ich habe etwas länger daran herumexperimentiert.
Als Dozentin für KREatives Schreiben nutze ich das Akrostichon übrigens sehr gerne in meinen Schreibkursen für KREatives Schreiben: In einer Vorstellungsrunde können die Teilnehmenden zum Beispiel ihre Vornamen auf diese Weise kreativ in Szene setzen – und gleichzeitig die spielerische Herangehensweise an eine lyrische Ausdrucksform üben.
Der nächste Kurs wird am 03.04.2025 beginnen! Anmeldungen sind ab sofort per Anmeldung möglich. Ich freue mich darauf, mit dir zu schreiben!
Ich wünsche dir auf alle Fälle viel Schreibspaß beim Herumexperimentieren 🙂 Und wenn du magst, hinterlasse mir eines deiner Gedicht-Ergebnisse als Kommentar weiter unten, lesen wir uns?
Mit KREativen Grüßen Gabi.
Gabi Kremeskötter
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