Vor kurzem las ich in einem Zeitungsartikel, dass mehr als die Hälfte aller Menschen, die lesen und schreiben können, davon träumen, einmal selbst ein Buch zu schreiben. Ich kann das gut verstehen, bin ja selbst Autorin von zwei Büchern, begleite Schreibende als Dozentin bei ihrem Schreibprozess und verbessere ihre Textqualität als Lektorin & Korrektorin. Bücherschreibende sind somit Gleichgesinnte und haben meine volle Aufmerksamkeit, auch als Lesende 🙂 Und doch empfehle ich, sich fünf Fragen zu stellen, bevor der Wunsch, ein Buch zu schreiben, in die Tat umgesetzt wird.
Frage eins: Liefert deine Idee Stoff für 150+ Seiten?
Egal wie du deinen Roman planst: ob du einfach drauflos schreibst oder mit Struktur und vorherigem Plot. Bevor du wirklich ein Buch aus deiner Idee werden lässt, lehne dich kurz zurück und überlege, ob sie Stoff für 150 und mehr Seiten liefert. Denke darüber nach, ob du einen Handlungsstrang mit deinem Protagonisten im Kopf hast, der für diesen Umfang reicht.
Hast du zunächst nur eine vage Idee, ist das definitiv kein Hinderungsgrund, denn vieles entwickelt sich beim Schreiben an sich. Neue Ideen und Personen, Orte und Möglichkeiten werden entstehen und vielleicht sogar mehr als 200 Seiten füllen.
Magst du allerdings eher kürzere Texte – und schreibst eher ohne Ausschmückungen, ist womöglich ein anderes Format für dich geeigneter. Auch Kurzgeschichten-Sammlungen können einen Erzählband füllen oder viele deiner Gedichte ein Lyrikbuch ergeben. In jedem Fall solltest du dich ehrlich fragen, ob der Textumfang für das Schreiben eines ganzen Buchs ausreicht.
Frage zwei: Hast du genug Zeit fürs Schreiben?
Für jedes größere Buchprojekt benötigst du vor allem: Zeit. Zeit zum Schreiben, Zeit zum Nachdenken, Zeit für die Überarbeitung. Aber du wirst auch Geduld aufbringen müssen, wenn andere deine Entwürfe gegenlesen, du dein Exposé an Verlage oder Agenturen sendest. Ein Buch mag in dreißig Tagen geschrieben sein (kennst du die jährliche Aktion des National Novel Writing Month?), doch Veröffentlichungsreife braucht nach dem Wort „Ende“ mindestens noch einmal so lang – und das auch nur, wenn du mit Profis und Dienstleistern zusammenarbeitest.
Die meisten Autorinnen und Autoren arbeiten jedoch viel länger an ihren Manuskripten, vor allem jene, die zum ersten Mal ein Buchprojekt verfolgen. Familie, der Broterwerbsberuf, Freunde und andere Hobbys verlangen ein beträchtliches Zeitkontingent. Ein Buch schreiben ist zeitaufwändiger und bedarf einer Menge Ausdauer und Konsequenz, nimm daher meine Fragen ernst.
Mache dir VORHER Gedanken darüber, wie du deine Schreibzeit gestaltest. Steck dir einen zeitlichen Rahmen ab, der deinen Möglichkeiten auch wirklich entspricht. Damit vermeidest du Druck (der Inspiration und Kreativität nicht wirklich fördert) und schaffst dir ein realisierbares Ziel 🙂
Frage drei: Verträgst du Kritik an deinem Text?
Einen Text schreiben ist das eine, die eigenen Worte anderen zeigen, das andere. Jedes Wort, jeder Satz, jedes Kapitel entspringt deiner Schöpfung. Deine Innenwelt ist der Ursprung, dein Sprachtalent bringt alles auf das Blatt Papier oder in deine Schreibdatei. Der innere Kritiker liest mit, na klar, doch den kannst du selbstverständlich für dich auf stumm stellen.
Nicht so jedoch jene kritische Person, die sich irgendwann deinem Manuskript annimmt. Gute Freunde, Partner, die eigene Familie werden bestimmt wohlwollend mit dir umgehen, einfach, weil sie dich mögen. Das wirkliche Urteil über die Qualität deines Schreibens solltest du jedoch einer tatsächlich objektiven Person überlassen.
Und ganz sicher: egal, wie gut du schreibst, etwas wird sich finden, das verbesserungswürdig ist. Darum frage dich direkt am Anfang: Wie kritikfähig und -willig bist du, wenn dein Schreiben im Fokus steht? Das Gute an jeder Kritik – ob positiv oder negativ – sie wird dein Manuskript verbessern, auf ein neues Niveau heben. Daher heiße jede Anmerkung willkommen und feiere sie 🙂 Wenn du dich ernsthaft den Fragen zu deiner Kritikfähigkeit aussetzt, wird nicht nur das Schreiben, sondern auch die Überarbeitung deines Buchs ein bereicherndes Erlebnis.
Frage vier: Möchtest du in der Öffentlichkeit auftreten?
Ein Buch schreiben ist das Eine, ein Buch verkaufen und der Öffentlichkeit präsentieren das Andere. Auch ich stand 2019 mit meinem ersten Buch vor der Herausforderung, damit in der Öffentlichkeit aufzutreten. Denn nur wer Lesungen hält und sich persönlich zeigt, verkauft auch Bücher. Zumindest, wenn er oder sie bisher noch vollkommen unbekannt auf dem riesengroßen Buchmarkt ist. Wusstest du, dass allein 2022 (neuere Daten hat der Deutschen Börsenverein noch nicht veröffentlicht) über 64.000 Erstauflagen neu erschienen sind? Fun Fact: Mein zweites Buch ist eines davon …
Bevor du also die Arbeit in ein eigenes Buch investierst und dieses nicht nur für den rein privaten Gebrauch und Verteiler planst, mach dir Gedanken darüber. Und wenn du klar Ja dazu sagst, mit deinem Werk später in der Öffentlichkeit zu stehen, beginne schon beim Schreiben deines Romans oder Sachbuchs darüber zu erzählen: öffentlich auf Social Media, in deinem Bekanntenkreis, bei späteren möglichen Orten für eine Lesung. Bau dir frühestmöglich ein Netzwerk auf, dann wird dir der Verkauf deines Buches später leichter fallen.
Frage fünf: Erwartest du finanzielle Einkünfte mit deinem Buch?
Mit meiner Frage fünf sind wir schon beim letzten wichtigen Punkt: Möchtest du mit deinem Buch Geld verdienen? Dann sollte der letzte Absatz unter Frage vier ein bedeutsamer für dich sein. Denn verkaufen – und zwar in so großer Stückzahl, dass du das monetär spürst – geht nur mit Netzwerk, Marketing, professionellem Design und hoher Textqualität.
All diese Punkte solltest du von vornherein in deine Schreibarbeit mit einbeziehen. Lässt du nur eines außer Acht, wirst du womöglich dein Buch schreiben und auch vollenden, deine Freunde und Bekannten werden es lesen und mögen, doch eine große (Fremd-)Leserschaft wirst du eher nicht erreichen. Und natürlich kannst du auch einfach „nur so“ dein Buch schreiben und schauen, wohin deine Schreibreise dich führt 🙂
Möchtest du jedoch auch Effekte im Geldbeutel erleben, suche frühestmöglich den Draht nach außen. Knüpfe Kontakte mit anderen Autor:innen, werde aktiv auf Social Media und erarbeite, sobald dein Romanprojekt voll durchdacht und ein Ende hat (dafür muss es noch nicht fertig geschrieben und überarbeitet sein!) ein Exposé. Mit diesem kannst du im Vorfeld Verlage und Agenturen anschreiben, damit sie dir signalisieren: ja, wir haben Interesse an deiner Buchidee!
Und nun wünsche ich dir, dass du auf meine Fragen zum Thema „ein Buch schreiben“ fünfmal laut JA gesagt hast und somit deine Entscheidung, dein Buchprojekt zu starten, gefallen ist.
Wenn ich dir bei der Umsetzung, deiner Textqualität und anderen Fragen helfen kann, melde dich gern bei mir.
Übrigens: Am 22.06.24 gebe ich ein Webinar für Kreatives Schreiben. Da hast du die einmalige Möglichkeit, mich kennenzulernen. Bist du dabei?
Anschließend startet mein nächster Kurs „Schreib:Zeit:Online“. Die Online-Variante ermöglicht dir, von überall aus teilzunehmen und an deiner Textqualität zu arbeiten. Ich gebe viele hilfreiche Tipps und Methoden, die dich ins Schreiben bringen und deine Idee Buch werden lässt. Da diese intensive Zusammenarbeit nur mit maximal 12 Schreibenden möglich ist, habe ich eine Warteliste.
Ja, ich möchte auf die Warteliste für den Online-Kurs im Kreativen Schreiben
Viele Grüße Gabi
Gabi Kremeskötter
Liebe, die durch Worte strahlt
Freie Rede – Schreibworkshops – Lektorat
Hallo Gabi,
herzlichen Dank für Deine mega klaren und für mich wichtigen Anregungen/Fragen, die ich aufgesaugt habe, weil wahrscheinlich sonst meine Buchideen immer weiter nur rumwabern ohne konkret zu werden.
Die mit Deinen Fragen ausgelöste Hinterfragung meiner Intention, Motivation und meines Vorgehen werden mich sicherlich noch einmal im Vorfeld kräftig beschäftigen und gleichsam weiter bringen.
Dein Angebot für das Webinar kommt vielleicht zum richtigen Zeitpunkt, neue Impulse anzunehmen.
Vielen Dank dafür!
Liebe Grüße, André
Hallo André,
danke für deine Gedanken zu meinem Beitrag,
freue mich, wenn ich dir etwas mit auf deinen Schreibweg geben konnte.
Wir lesen uns und vielleicht ja auch am Bildschirm,
Gruß Gabi
Liebe Gabi,
berechtigte Fragen. Tatsächlich kann ich sie ohne Zögern beantworten:
Ja
Ja
Ja
Ja
Nein
Wobei ich insbesondere bei Frage 3 und 4 noch die ein oder andere Einschränkung hätte. Was ich damit sagen will – danke für den Gedankenanstoss. Mal wieder.
Liebe Grüße
Britta
Liebe Britta,
du bist ja bereits voll im Roman-Entstehungs-Prozess, von daher weiß ich, dass du für alle fünf Fragen bereits deine Antwort gefunden hast 🙂
Ich freue mich auf dein Buch und werde es lesen!
Gruß Gabi