Deinen Text überarbeiten? Mit diesen drei Tipps kommst du weiter

Veröffentlicht am Kategorisiert in Korrektorat und Lektorat, Kreatives Schreiben
Zwei Frauenhände tippen auf Laptop-Tastatur
Bei manchen Begrifflichkeiten komme selbst ich manches Mal durcheinander. Am Beispiel von genauso und genau so zeige ich dir, wie du beide leicht auseinanderhalten kannst :-)

Daniela Pokorny fragt in Ihrer Blogparade Kill your darlings nach meinen drei besten Tipps fürs Überarbeiten von Texten. Ich bin selbst Autorin, begleite Schreibfreudige in meinen Kursen im Kreativen Schreiben und auch als Korrektorin und Lektorin kenne ich mich bestens aus mit dem Überarbeiten von Manuskripten. Jeder ist in Bezug auf seine eigenen Texte mit einer gewissen Textblindheit geschlagen, darum empfehle ich grundsätzlich vor der Veröffentlichung ein professionelles Korrektorat. Willst du zunächst selbst die Überarbeitung deines Text-Entwurfs machen, empfehle ich dir, mit meinen drei Tipps zu beginnen:

Tipp Nr. Eins: Formatierung

Natürlich sollen Texte auch optisch wirken. Viele Autorinnen und Autoren nutzen daher eine besonders schöne Schrift, variieren in den Überschriften mit Größen oder Einschüben. Das menschliche Auge mag das vielleicht, nicht jedoch unser Gehirn. Wollen wir Fehler entdecken, verwirrt zu viel optisches „ChiChi“ und lenkt die Konzentration nicht zielgerichtet auf den Inhalt des Textes.

Daher mein Tipp Nr. Eins: Formatiere deinen Text in einer Standardschrift mit 1,5 Zeilen Abstand, dazu mindestens Schriftgröße 12 und maximal 30 Zeilen pro Seite. Wie du diese Formatierung z. B. in Word auf dein Manuskript übertragen kannst, findest du übrigens in meiner Anleitung zur Normseite 🙂

Wenn du nur noch einen Schrifttyp, eine Schriftgröße und ausreichend Zeilenabstand hergestellt hast, kann dein Auge ohne weitere Ablenkung über die Zeilen fließen und findet z. B. überflüssige Leerzeichen, Groß- und Kleinschreibungsfehler, uneinheitliche Satzeinschübe und vieles mehr. Mach es dir (und ggfls. späteren Korrektorinnen und Lesern) mit klarer Formatierung so einfach wie möglich 🙂

Tipp Nr. Zwei: Laut vorlesen

Du schreibst meist, wie du denkst. Oftmals ohne Punkt und Komma, denn das ist ja genau das, was ein Schreibflow ausmacht: Notieren, was kommt, jeden Gedanken festhalten, bevor er sich wieder verflüchtigt. In Fließtexten – aber auch bei Lyrik – ist dieser allererste Entwurf das Fundament des späteren Textes, auf dem alle späteren Versionen aufbauen.

Wenn du umformuliert, ergänzt, gestrichen und abgeschrieben hast, nutze meinen Tipp Nr. Zwei: Lies dir deinen Text einmal laut vor. Du kannst ihn nur dir vorlesen oder direkt in ein Diktiergerät sprechen. Schon beim Lautlesen, spätestens, wenn du dir die Audiodatei anhörst, wirst du Stellen bemerken, die womöglich noch nicht klingen. Die holprig, nicht flüssig – oder schlüssig – sind, an denen du dich verlesen hast und daher noch Störelemente in sich tragen. Schau dir diese Passagen noch einmal an und überarbeite. Wenn du sie anschließend erneut laut liest, wirst du feststellen: klingt viel besser 🙂

Tipp Nr. Drei: Den Text ruhen lassen

Fertig geschrieben? Zumindest für heute – oder das Kapitel ist fertig und morgen gehts weiter? Wann auch immer du „fertig“ sagst zu deinem aktuellen Manuskript, schließe die Datei oder dein Notizheft und lasse deine Worte mindestens über Nacht ruhen. Genau wie du. Ruhen! Mein Tipp Nr. Drei ist wichtiger, als du auf den ersten Blick vielleicht meinst: Lass deinen Text ruhen.

Deine Gehirnareale, die feuern und blitzen während des Schreibprozesses, müssen ausruhen, andere Reize empfangen und aussenden. Trink etwas, iss etwas, bewege dich und schalte deinen Schreibmodus aus. Textüberarbeitung gelingt nur, wenn du dem Geschriebenen mit gewisser Distanz gegenübertrittst. Distanz lässt sich jedoch nicht einschalten wie das Licht, sie braucht auch zeitlichen Abstand. Erst dann schleudert dir dein Gehirn aus der Erinnerung heraus nicht das entgegen, was du schreiben WOLLTEST, sondern analysiert genau, was du geschrieben HAST.

Für diese nötige, rein praktische Distanz musst du dein Gedächtnis und Bewusstsein mit anderem füllen, sozusagen eine neue Schicht als Zwischenpuffer drauflegen, manche sagen auch „den Geist leeren„. Erst wenn du das getan hast, wirst du die nötigen Passagen in deinem Manuskript entdecken, die überarbeitungswürdig und -nötig sind. Erst dann wirst du deinen subjektiven Wünschen und Erinnerungen an deinen Text mit der wichtigen Objektivität begegnen, die für eine Qualitätssteigerung deines Manuskripts so wichtig sind.

Wenn du selbst nichts mehr am Text bemängelst, ist er reif für den nächsten Schritt: Gib ihn Außenstehenden zu lesen oder wende dich an ein Lektorat. Wie es weitergehen könnte, habe ich übrigens in einem separaten Blogartikel beschrieben: Vom Manuskript zur Veröffentlichung 🙂

Ich wünsche dir allzeit Schreibfreude und auch Überraschungsmomente, in denen du genau die Energie für den manchmal schweren Prozess der Textüberarbeitung findest.

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Liebe, die durch Worte strahlt

Freie Rede – Schreibworkshops – Lektorat


16 Kommentare

  1. Hallo Gabi,

    vielen Dank für deinen wunderbaren Beitrag zur Blogparade! 🎉 Als zweite Teilnehmerin hast du uns wertvolle Einblicke in deine besten Tipps fürs Überarbeiten von Texten gegeben. Zwei Punkte haben mir besonders gefallen:

    ✨ Formatierung – Dein Tipp, den Text in einer Standardschrift mit ausreichend Zeilenabstand zu formatieren, um Fehler leichter zu erkennen, ist super hilfreich. Du machst das Überarbeiten so viel angenehmer und effektiver!

    🗣️ Laut vorlesen – Das laute Vorlesen des Textes nutze ich selbst auch sehr gerne. Es ist ein fantastischer Weg, um holprige Stellen zu finden und die Lesbarkeit zu verbessern.

    Vielen Dank, dass du deine Expertise mit uns teilst und bei der Blogparade dabei bist. Dein Beitrag ist eine echte Bereicherung! 😊

    Liebe Grüße
    Daniela

    1. Liebe Daniela,
      herzlichen Dank für deine Wertschätzung meines Artikels! Ich weiß, es gibt noch jede Menge mehr Tipps, die sich dann vor allem auf inhaltliche Aspekte beziehen, doch gerade am Anfang sind meine drei, von denen dir die zwei ersten am wesentlichsten erscheinen, wirklich wichtig. Ich spreche da aus eigener Erfahrung 🙂
      Ich schaue nun direkt einmal zum Beitrag Nr.1 deiner Blogparade, denn Tipps kann auch ich nie genug bekommen 😉
      Viele Grüße Gabi

  2. Liebe Gabi,
    wichtige Tipps. Am wichtigsten finde ich auch den Tipp mit dem „ruhen lassen“ – ich brauche auch erst immer Abstand zu jedem einzelnen Text, den ich schreibe, bevor ich Korrektur lesen kann. Ich hätte tatsächlich auch noch ein paar Tipps, mal sehen, ob ich es schaffe. Aber erst mach ich mich an Deine Blogparade. Der Beitrag ruht schon.
    Liebe Grüße
    Britta

    1. Liebe Britta,
      ui, da freue ich mich aber – zum einen über deine Zustimmung zum „Ruhenlassen“ und zum anderen, dass ich wohl einen Beitrag zu meiner Blogparade von dir erwarten darf 🙂
      Wir lesen uns!
      Gruß Gabi

      1. Liebe Gabi,
        Deine Blogparade war mir auch die Wichtigste. Da hast Du etwas sehr persönliches aus mir herausgekitzelt….
        Aber es hat mich auch in den Fingern gejuckt, bei den Tipps zum Texte überarbeiten mitzumachen. Das hab ich jetzt noch so gerade eben geschafft, bevor wir morgen wieder in See stechen….
        Liebe Grüße
        Britta

        1. Liebe Britta,
          danke für deine Priorität, ich habe mich sehr über deinen Beitrag gefreut und wünsche dir eine kreative und schreibfreudige ZEit auf dem Wasser 🙂
          Viele Grüße
          Gabi

  3. Liebe Gabi,

    ein hilfreicher Beitrag! Besonders gut gefällt mir deine Anregung, sich den eigenen Text laut vorzulesen – da erkennt man schnell, wo es noch ein bisschen „holpert“!
    Ich bin gespannt auf weitere Beiträge von dir. Wenn du magst, schau mal bei mir vorbei – ich habe auch einige Tipps zu dieser Blogparade beigesteuert. 🙂

    Herzliche Grüße
    Christine

    1. Liebe Christina,
      danke für deinen Besuch bei mir und dass du einen Tipp mitnehmen konntest, das freut mich sehr!
      Und klaro, jetzt bin ich neugierig und schaue direkt vorbei 🙂
      Viele Grüße
      Gabi

  4. Hallo Gabi,
    gerade wollte ich schon mal mit der Blogparade beginnen und bin über diesen Artikel gestolpert. Für mich ist das ‚Ruhen lassen‘ ein ganz wichtiger Punkt, denn erst nach einem oder zwei tagen fallen mir meistens bessere Formulierungen ein oder ich bemerke viel zu lange Sätze, wie dieser hier 😉. Aber ich wollte schnell noch einen Kommentar hinterlassen.
    Liebe Grüße
    Kerstin

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