Die deutsche Sprache hat für den formellen und sehr höflichen, sprachlichen Umgang das Sie vorgesehen. Bei meiner Arbeit auf der Mensch zu Mensch-Ebene werde ich beim Erstkontakt daher sehr häufig zunächst als Frau Kremeskötter und mit SIE angesprochen. Im rein geschäftlichen Bezug ist das nachvollziehbar und durchaus üblich und angemessen. Du oder Sie – welche Anrede wähle ich wann? Soviel vorab: In meiner persönlichen Korrespondenz, dem direkten Gespräch sowie auch hier auf meinem Blog bevorzuge ich das Du. Wie ich insgesamt darüber denke, erzähle ich in meinem folgenden Beitrag.
Die Persönlichkeit in meiner Arbeit
Ich habe vier Themen, die meine Arbeit ausmachen und allesamt – spätestens nach der Entscheidung, mit mir zusammenzuarbeiten – in der persönlichen Ebene angesiedelt sind:
- Freie Rednerin für Trauungen, Kinderwillkommensfeste und Abschiedsfeiern – jede dieser Veranstaltungen bedingt eine sehr vertrauensvolle und persönliche Ebene. Ich erfahre individuelle Liebes-, Familien- und Lebensgeschichten. Beim Kennenlernen, das sich oftmals über mehrere Wochen oder Monate hinzieht, werde ich zu einer „Freundin auf Zeit„. Lustige Anekdoten, prägende Erlebnisse, besondere Orte oder Umstände werden mir offen mitgeteilt, da genau diese Informationen Teil meiner sehr persönlichen freien Rede werden.
- Dozentin für KREatives Schreiben – ich begleite Schreibende in ihrer Entwicklung. Ich gebe Schreibimpulse, kreiere zum Teil sehr individuelle Ideen, gebe Rückmeldungen zu verfassten Texten. Diese gemeinsame Arbeit bedarf Vertrauen auf beiden Seiten, denn ohne dieses wäre Resonanz zu Geschriebenem nicht möglich.
- Korrektorin & Lektorin – fremde Texte lesen und bewerten, korrigieren und Änderungsvorschläge machen bedeutet quasi Arbeit „am offenen Herzen“. Und zwar dem Herzen der Autorin oder des Autors, deren/dessen Wortwerk ich bearbeite. Mit meiner professionellen und ehrlichen Rückmeldung kann ich die Textqualität nur dann verbessern helfen, wenn mir die andere Seite vertraut.
- Autorin – jede meiner Veröffentlichungen trägt ein gewisses Maß an Authentizität meiner Person in sich. Wer mit mir über meine Bücher oder Gedichte in Austausch geht, spricht daher nicht nur mein Schriftwerk, sondern stets auch direkt mich an. Ich bin eine offene und ehrliche Person, daher liegt mir ein förmliches Sie maximal, wenn ich in einem Hotel anlässlich einer Lesung oder eines Vortrags ein vom Veranstalter gebuchtes Zimmer belege 🙂
Mit dem Sie zeige ich höfliche Distanz
Menschen, mit denen ich in einer rein geschäftlichen Beziehung stehe – das kann Kassenpersonal im Supermarkt, die ärztliche Praxisbelegschaft, ein Tankwart oder Angestellter meiner Autowerkstatt sein – sieze ich. Diese formale Umgangsform ist angemessen, denn wir stehen in keinerlei persönlicher Beziehung zueinander – weder vor unserem Kontakt noch danach.
Auch Kund:innen in meinem Haupterwerb als kaufmännisch-technische Angestellte werden von mir auf faktenbasierter Ebene betreut. Meine und die andere Persönlichkeit sind nicht relevant für eine erfolgreiche Bearbeitung der Anliegen. Eine gewisse persönliche Distanz hat nichts mit fehlendem Interesse zu tun, jedoch ist der Grund für unsere Zusammenarbeit die Besprechung und Bearbeitung von sachlichen Dingen. Das SIE ist genau richtig dafür!
Mit dem Du öffnet sich Persönliches
In dem Moment, wo ich das Du als Ansprache wähle, öffne ich zwei Persönlichkeiten den Raum: meiner und der des Gegenübers. Ich gehe in Vorleistung und offenbare Vorschuss-Vertrauen, das angenommen oder abgelehnt werden kann. Ich gehe in die Gefühlsebene und signalisiere: „Ich mag dich“ oder hoffe, das zumindest auch nach unserem Gespräch noch sagen zu können 🙂 Durch das Du verlasse ich eine rein faktenbasierte Ebene und wende mich der Person zu, erlange die tiefer liegende emotionale Ebene.
Dieser Schritt geht jedoch nicht mit einer geringeren Professionalität einher! Sie schafft lediglich den vertrauensvollen Rahmen, der nötig für gemeinsamen Erfolg ist. Das kann die perfekt gestaltete individuelle Traurede sein, persönlicher Schreiberfolg einer meiner Schüler:innen, die erreichte Buchveröffentlichung oder eine unterhaltsam gestaltete Lesung 🙂
Ich l(i)ebe das Du bei meiner Arbeit
Indem ich direkt am Anfang einer möglichen Zusammenarbeit das DU anbiete, lasse ich unmittelbar meine Mauer fallen, löse eine mögliche Zurückhaltung und schaffe das Fundament für unsere vertrauensvolle Zusammenarbeit. Im Englischen ist jederzeit das DU Grundlage des Gesprächs, einfach, weil es kein Sie vorsieht. Im Deutschen jedoch haben wir die Wahl und diese Wahl aktiv auszuüben, macht eben den Unterschied: Will ich Distanz, nehme ich das SIE; ist persönliches Vertrauen Grundlage der Zusammenarbeit, bietet sich das DU an.
In allen meinen vier Themen, die ich oben beschrieben habe, gehe ich auf eine persönliche Ebene. Der förmliche Umgang per SIE würde mich hemmen, ebenso die Gegenseite. Während wir zusammenarbeiten – und oftmals darüber hinaus – befreunden wir uns, kommen uns näher und lernen uns kennen. Alles andere als ein DU würde sich für mich eindeutig falsch anfühlen 🙂
Wie du mit mir zusammenarbeiten kannst
Dir sagt meine Ansprache und Haltung zu? Dann schau dich gerne hier auf meinem Blog um und lerne mich noch ein bisschen besser kennen, zum Beispiel auf meiner Über-mich-Seite.
Die einfachste Art, mit mir in Kontakt zu kommen, ist ein Kommentar weiter unten oder du schickst mir eine Nachricht über mein Kontaktformular bzw. diesen Button:
Und jetzt erzähl mir, wenn du magst: Wie stehst du zum Du oder Sie? Ich freue mich über den Austausch mit dir, viele liebe Grüße Gabi.
Gabi Kremeskötter
Liebe, die durch Worte strahlt
Freie Rede – Schreibworkshops – Lektorat
- Verwirkliche deine Traumhochzeit und wähle die freie Trauung
- Hallo Winter: meine Liste für das erste Quartal 2025
- Mein 12von12 im Januar 2025: Moselwinter
- Mein Motto für 2025: KREativ, kraftvoll und kompetent
- Juli Norden: Top10 Dezember 2024
- Monatsrückblick Dezember 2024: Adventskalender & Weihnachten
Liebe Gabi,
spannende Überlegung. Ich halte es ähnlich wie Du.
In geschäftlicher Umgebung finde ich das Sie aber auch tatsächlich manchmal hilfreich. In den letzten Jahren meiner Berufstätigkeit schlichen sich da eher amerikanische Umgangsformen ein, es wurde bewusst geduzt, auch in der Ansprache von ganz oben. Also in Emails und Ansprachen, die nicht von Angesicht zu Angesicht waren, sondern sich an die ganze oder einen Teil der Belegschaft richteten. Das haben viele als unangenehm empfunden. Auch ich. Ich hatte zudem den Eindruck, dass es den Sprechenden durch die Duzerei schwerer fiel, ihre Herablassung gegenüber dem Fußvolk zu verbergen.
Das war so die Ausnahme, wo mir die Duzerei wirklich nicht gefiel.
Liebe Grüße
Britta
Liebe Britta,
ich danke dir für deine Gedanken zum Thema Du und Sie.
Ganz früher (vor mehr als 25 Jahren!) hatte ich auch einen Angestelltenjob in einem größeren Unternehmen.
Glücklicherweise wurde dort das formale Sie auf Abteilungsleiterebene gepflegt, nur wir Kolleg:innen duzten uns nach einer gewissen Kennenlernphase.
Für mich war das sehr angenehm, zumal ich als Neue in der Abteilung damit direkt wusste, wo ich hingehöre 🙂
Da ich heute in nur einem sehr kleinen Team arbeite, ist das DU genau richtig – und in meinem persönlichen Umgang mit meinen Kund:innen perfekt.
Herzliche Grüße
Gabi