Im KREativen Schreiben verwende ich gerne die unterschiedlichsten Gedichtformen: einerseits, um Abwechslung ins Spiel zu bringen, und andererseits, um das Experimentieren mit Worten anzuregen. Und wer jetzt meint, er möge keine Gedichte, weil er Prosa schreiben bevorzugt, hat vielleicht noch nicht erkannt, dass Gedichte schreiben die eigene Wortwahl schult, beleuchtet und erweitert. Darum lade ich heute dazu ein, die Gedichtform „Rubai“ kennenzulernen 🙂
Definition Rubai
Damit dein Gedicht ein Rubai ist, brauchst du nur wenige formale Dinge beachten:
Ein Rubai besteht aus
- vier Zeilen,
- pro Zeile 7 – 12 Silben,
- Reimschema a-a-b-a (Das bedeutet: Die 1., 2. und 4. Zeile reimen sich, enden mit dem gleichen Klang – z. B. Fröhlichkeit, Zeit, Gelegenheit – während die dritte Zeile reimlos bleibt).
- Ein Rubai kann aus nur einem Vierzeiler oder auch aus mehreren Strophen mit je vier Zeilen bestehen.
Die Aufnahme des Reims der ersten beiden Zeilen in der vierten Zeile zeigt den Grundsatz, dass sich alles aus dem Anfang am Ende wiederfindet oder anders ausgedrückt: „Alles kehrt zu seinem Ursprung zurück.“ Diese alte Lehre wird durch das Rubai in kürzester Form ausgedrückt.
Wer mit seinem Rubai einen vertieften Sinn ausdrücken möchte, kann sogar in nur vier Zeilen diesen roten Faden verfolgen:
- Zeile: Stellt ein Problem dar.
- Zeile: Entwickelt das Problem weiter oder zeigt ein weiteres Argument.
- Zeile: Löst sich vom Problem, versucht einen neuen Standpunkt, schweift ab.
- Zeile: Kehrt zum Ausgangsproblem und/oder -gedanken zurück.
Rubai können verschiedene Themen behandeln, darunter Liebe, Spiritualität, Natur oder Politik. Sie zeichnen sich durch poetische Wortspiele, Experimentierfreude und symbolische Bilder aus. Durch die festgelegte Reimform sind Rubai durchaus als anspruchsvoll zu verstehen, insbesondere der verfolgte rote Faden zeugt von durchaus anspruchsvoller Poesie.
Ein Rubai sehe ich daher als herausfordernde Form des KREativen Schreibens an, das die Kunst, mit Sprache zu spielen und komplexe Ideen mit begrenztem Wort-Volumen auszudrücken, trainiert und absolut herausfordern kann.
Herkunft des Rubai
Die lyrische Form „Rubai“ stammt aus Persien und bedeutet soviel wie „Vierzeiler“. Es ist eine bedeutende Gedichtart, die sich oft in der persischen, arabischen und türkischen Dichtung wiederfindet.
Die Herkunft des Rubai wird in der Sufidichtung des 11. Jahrhunderst nach Christus festgemacht. Als erster Dichter dieser Art lässt sich der Perser Baba Tahir finden. Als berühmtester Verfasser dieser Textart gilt jedoch der persische Dichter Omar Khayyam (oder auch Chayyam). Dieser hat eine umfangreiche Sammlung von Rubaiyat (Plural von Rubai) hinterlassen, die eine Vielzahl dieser Vierzeiler enthält. Darin lobt er das Leben und die Natur, zumindest werden seine Gedichte heute so interpretiert.
In Deutschland wurden die Gedichte bekannt durch Friedrich Rosen, der viele von ihnen in den 1920ern ins Deutsche übersetzt hat.
Beispiel eines Rubai
Hier zeige ich dir eines meiner Rubai, allerdings habe ich den roten Faden meiner Kreativität „geopfert“. Für mich steht stets im Vordergrund: die Schreibfreude. Wer sich durch allzu viele Regeln, die einzuhalten gelten, eingeschränkt sieht und dies am Ende zu „nicht schreiben“ führt, dem sei gesagt: Erlaubt ist alles, was gefällt 🙂
Und nun? Hast auch du Lust bekommen, dich einmal an einem Rubai auszuprobieren? Wenn ja, teile es gerne mit mir und erzähle mir davon, weiter unten in den Kommentaren oder schreib mir eine E-Mail 🙂
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