Nicht perfekt, dafür selbst gemacht

Veröffentlicht am Kategorisiert in Allgemein
Frau steht jubelnd mit erhobenen Händen in Wohnzimmer, das renoviert wird
Der Moment, wenn das Wohnzimmer mit neuem Parkett ausgelegt ist: Selber machen macht glücklich!

Jessica Maas ruft in ihrer Blogparade „Warum Selbermachen mich (nicht?) glücklich macht“ dazu auf, sich einmal Gedanken über das Selbermachen zu machen. Lach, so viel „machen“ in einem Satz, aber dieses Wort trifft ja den Kern der Frage: Machen, selber machen, nicht machen lassen und für ein fertiges Endprodukt bezahlen. Was also kann ich und habe schon selbst gemacht? Wie zufrieden machte mich das Ergebnis? Das werde die Fragen sein, denen ich in diesem Blogartikel nachgehen möchte.

Meine Herkunft

Vorweg: Ich stamme aus einer Familie der Selbermacher. Bin in den 1960-80igern aufgewachsen und sozialisiert worden. Mit meinen Eltern und drei Geschwistern lebten wir gut, allerdings nicht in Saus und Braus, sondern sparsam und bescheiden. Da war klar: Für alles, was wir selbst machen können, müssen wir kein Geld aufwenden.

Mein Vater konnte alles rund um Heizung und Fahrzeuge, Installieren und Reparieren war seine tägliche Arbeit, als selbstständiger Dipl.-Ing. für Heiz- und Wärmetechnik sowie aktiver Motorsportler kein Wunder. Meine Mutter war fürs Häkeln, Kochen, Basteln und Spielen zuständig. Auch unser Zelt und Wohnwagen auf dem Campingplatz an der Ostsee prädestinierte zum Selbermachen: Auf- und Abbau, Holzarbeiten und mehr waren dafür nötig.

Mein Bruder übernahm später das Zepter des handwerklich Begabten und egal, was ich ihn frage, er kann mir einen Do-it-yourself-Tipp geben.

Was ich selbst kann – und mich glücklich macht

Ich gebe zu, mit Motoröl und Co. habe ich keinen Vertrag, auch nicht mit Zeichnen oder elektrischen Arbeiten aller Art. Doch habe ich im Laufe meines Lebens einiges gelernt, das sich Selbstmachen nennen kann. Jedes Mal, wenn ich etwas hinbekommen habe, ob mit Hilfe oder ganz allein, spüre ich meine Kraft und Selbstwirksamkeit. Ich kann reparieren oder neu erschaffen, gestalten und damit freimachen von Abhängigkeiten, die benötigte Hilfe automatisch mit sich bringt. Zudem spare ich Geld und erkenne damit meine eigene Leistungsfähigkeit – oder betriebswirtschaftlich ausgedrückt – den Grad meiner eigenen Wertschöpfung.

Meine schönsten Zeugnisse des Selbermachens

  • Mein selbst renoviertes Haus, in dem ich seit 2014 lebe und sogar ein Buch darüber geschrieben habe; dafür habe ich entrümpelt, entkernt, Tapeten von den Wänden geschrubbt, Kabelschlitze verputzt, Parkettfußboden verlegt (mit meinem Bruder), gestrichen und lackiert, Treppen abgeschliffen und neu versiegelt, Förderung beantragt und Finanzierungsmodalitäten abgewickelt. Ich habe mit der Bohrmaschine Löcher in die Wand gebohrt, mit einem Meißel Fliesen abgeklopft, Holzteile mit Stich- und Kappsäge zugeschnitten.
  • Angemessene und passende Worte finden für alle möglichen Gelegenheiten als Freie Rednerin und Autorin
  • Ungezählte selbst gestrickte Handschuhe, Pullover, Schals und Kissen, mein letztes Strickstück wartet auf den kommenden Herbst: ein Dreiecksschal in den Regenbogenfarben.
  • Ungezählte Reißverschlüsse, zerrissene Hosen, Abnäher und Karnevalskostüme, die ich für meine Kinder mit der Nähmaschine be- und eingearbeitet sowie selbst entworfen und genäht habe.
  • Häkelbilder und -gardinen, die viele Jahre mein Jugendzimmer schmückten und Omas und Opas (hoffentlich) erfreuten.
  • Steinmännchen geklebt und bemalt (der Fundus der Strände entlang der Eckernförder Bucht war unerschöpflich);
  • Reiseplanungen inkl. Tourskripte für meine vielen Motorradtouren – als es noch kein Navi auf Handy oder mobil gab, sondern Karten gelesen werden mussten.
  • Kochen, die Erinnerung an meinen von A-Z ersten eigenen Sauerbraten lassen direkt meine Geschmacksknospen blühen: von der Beize über das Rotkraut und die Klöße – nichts aus der Fertigpackung, alles selbst gemacht.
  • Lecker Kuchen, Brot oder Plätzchen, selbst gebacken schmeckt einfach am Besten.
  • Einladungskarten selbst kreieren und individuell gestalten
  • Textsammlungen als PDF erzeugen und damit vielen zugänglich machen (Vorläufer des Selfpublishing)
  • Google Chromcast auf meinem Smart-TV installieren, gerade vor drei Tagen bewältigt und dabei bin ich alles, nur nicht technikaffin.
  • Anderen Schreibimpulse geben
  • Texte lektorieren und korrigieren
  • Gute Fotos machen
  • Eine E-Mail-Automation erstellen (mit Active Campaign)
  • Marmelade kochen
  • Hafermilch machen
  • Social-Media pflegen (Instagram, Facebook, LinkedIn)
  • Mich ernähren und meinen Lebensstil finanzieren
  • Eine neue Batterie in mein Motorrad einbauen
  • Eine defekte Glühbirne wechseln
  • Feuerholz aufschichten
  • Stundenlang Auto oder Motorrad fahren ohne Ermüdungserscheinungen
  • Meinen Blog führen; wenn ich mal nicht weiterkomme bei technischen Einstellungen, weiß ich zumindest, wen ich fragen kann, danach gehts wieder selbst.
Anleitung für Google Chromecast auf einem Wohnzimmertisch
Mein Selbstmach-Erfolg der Woche: Ich habe den Google Chromecast ganz allein installiert 🙂

Warum selbst machen mich glücklich macht

Jede, die jemals etwas selbst erschaffen hat, kennt das Gefühl der Zufriedenheit. Den Stolz, etwas mit den eigenen Händen, Fähigkeiten und Fertigkeiten Geformtes vor Augen zu haben. Dabei ist unerheblich, ob das Ergebnis professionellen Standards entspricht oder eine laienhafte Ausführung zeigt. Entscheidend für das Glücksgefühl ist die erlebte und bewiesene Selbstwirksamkeit. Der Beweis, dass ich etwas vollbringen kann, das mich mit Sinn erfüllt und meinem Anspruch an „fertig“ gerecht wird.

Meine selbstgestrickten Pullover in meiner Jugendzeit trug ich, weil sie meinem Geschmack, meiner Farbenwahl, meiner Individualität entsprachen.

Meine selbstgebastelten Geschenke für andere zu Weihnachten oder Geburtstagen waren Ausdruck meiner Kreativität, Phantasie und dem Willen zur Gestaltung.

Mein renoviertes Haus war harte Arbeit. Blaue Flecken, Blasen, wunde Knie und ermüdete Muskeln und Gelenke hielten mich nicht davon ab, am nächsten Tag zur Baustelle zu fahren und weiterzumachen. Meinem Ziel „Du schaffst das“, Stück für Stück näherzukommen und zum Ende zu bringen. Dabei nur meinem Geschmack, meinen Ideen, meiner Hoffnung zu folgen. Letzten Endes mein Selbst zu finden und zu zeigen. Mir zu zeigen, mir zu beweisen, wozu ich alles fähig bin.

Ich feiere täglich mein autarkes, selbstständiges Leben, ob nun im Job, meiner Nebenberuflichkeit oder im Privaten. Die Freiheit zu entscheiden, wie etwas aussehen soll und meine persönliche Umsetzung liegen bei mir.

Ein Glück. Mein Glück. Ja, selber machen ist nach wie vor eine wichtige Beschäftigung. Dass ich keinerlei Anspruch an ein Perfekt habe, spielt mir erleichternd ins Gefüge und der ideelle Wert von Selbstgemachten steht ohnehin über allem.

Was ich lieber beauftrage

An viele andere Dinge lege ich allerdings definitiv nicht selbst Hand an. Erstens, weil ich nicht ALLES selbst machen muss und zweitens, weil ich weiß, andere können das viel besser bzw. in einem Bruchteil der Zeit, die ich (oder Freunde) dafür aufwenden müssten.

Diese Dinge oder Dienstleistungen lege ich regelmäßig in oder kaufe sie aus vertrauten Händen:

  • Die Administration und das Hosting meiner Website (das macht mein Sohn)
  • Der jährliche Service meines Motorrads (sicherheitsrelevant) durch die Werkstatt meines Vertrauens
  • Lampen anschließen oder reparieren (Elektro ist für mich ein Band mit 7 Siegeln)
  • Schwere Gegenstände tragen
  • Reifenwechsel am Auto (mein Dank an den Reifenhändler)
  • Kleidung (ich repariere nur noch einfache Dinge mit der Nähmaschine)
  • Sämtliche Dinge des täglichen Lebens

Bist du womöglich auf der Suche nach einem unterhaltsamen Buch, das die Kraft des Selbermachens auf jeder Seite widerspiegelt? Dann wäre womöglich mein Projekttagebuch Zweihunderneunzehn Quadratmeter Glück! eine interessante Wahl für dich. Ich sende dir gern ein handsigniertes Exemplar zu, wenn du Kontakt mit mir aufnimmst 🙂

Titelbild Buch Zweihundertneunzehn Quadratmeter Glück Juli Norden
Juli Norden Titelseite Zweihunderneunzehn Quadratmeter Glück!

Lächelnde Frau vor Efeu-Wand mit einem Notizbuch in der Hand, darauf der Claim "Liebe, die durch Worte strahlt"

Gabi Kremeskötter

Liebe, die durch Worte strahlt

Freie Rede – Schreibworkshops – Lektorat


2 Kommentare

    1. Liebe Jessica,
      Printen waren leider nicht in meinem Rezeptvorschlag dabei – ich kenne sie tatsächlich auch nicht darin.
      Aber deinen Hinweis nehme ich sehr gerne auf und beim nächsten Mal kommen original Aachener Printen mit rein,
      ich habe da eine ganz persönliche Beziehungsperson, die mir die sicher gerne liefern wird 🙂
      Viele Grüße zu dir
      Gabi

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert