Hilfsverben sind essenziell für die deutsche Grammatik, doch nicht immer notwendig. Sie helfen, Zeitformen, das Passiv oder den Konjunktiv zu bilden. Neben Hilfsverben kennen wir auch Modalverben, die die Bedeutung eines Satzes verändern. Doch wann sind diese Verben wirklich nützlich – und wann machen sie einen Satz nur unnötig kompliziert? In diesem Artikel zeige ich dir anhand einiger Beispiele, wann du Hilfsverben sinnvoll einsetzt. Außerdem erfährst du, wann du sie besser weglässt, um klarer und direkter zu schreiben. Als Korrektorin und Lektorin nehme ich fremde Texte genau unter die Lupe und weise die Autor:innen auch auf solche Details hin. Möchtest du selbst deinen Text überarbeiten, wird dir mein Blogartikel sicher helfen!
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Was sind Hilfsverben – Definition
Hilfsverben bilden durch korrekte Konjugation bestimmte Zeitformen von Vollverben. Die wichtigsten Hilfsverben im Deutschen sind sein, haben und werden. Wir brauchen sie zur Bildung der zusammengesetzten Zeiten Perfekt, Plusquamperfekt und Futur sowie des Passivs und des Konjunktivs. Alle anderen bekannten Verben, die du kennst, sind somit automatisch Vollverben.
Beispiele für den Einsatz von Hilfsverben
Zeitformen bilden:
- Perfekt: Ich bin gelaufen, ich habe gelesen (Hilfsverb sein, haben).
- Plusquamperfekt: Ich war gelaufen, ich hatte gelesen (Hilfsverb sein, haben).
- Futur I: Ich werde laufen, ich werde lesen (Hilfsverb werden).
- Futur II: Ich werde gelaufen sein, ich werde gelesen haben (Hilfsverb werden mit sein, haben).
Passiv bilden:
- Passiv: Er wurde erkannt (Hilfsverb werden).
Konjunktiv und indirekte Rede bilden:
- Konjunktiv: Sie dachte, dass es früher dunkel würde (Hilfsverb werden).
- Indirekte Rede: Er meinte, er hätte den Zettel eingesteckt (Hilfsverb haben).
Was sind modale Hilfsverben – Definition
Zusätzlich zu den oben genannten drei Hilfsverben kennt die deutsche Sprache noch sogenannte Modalverben. Dies sind einerseits Vollverben, finden jedoch auch als Hilfsverb ihren Einsatz: immer dann, wenn sie einem anderen Vollverb eine ganz bestimmte Aussage, ein detailliertes Wie zuordnen. Das Modalverb erweitert damit die Grundbedeutung des Vollverbs. Diese sechs Verben zählen dazu: können, sollen, müssen, dürfen, mögen und wollen.
Beispiele für den Einsatz von Modalverben
- Ich kann versuchen, morgen einen Termin zu vereinbaren.
- Ich sollte versuchen, morgen einen Termin zu vereinbaren.
Bei können und sollen steht in obigem Beispiel somit die Umsetzung, Realisierung der Terminvereinbarung im Vordergrund des Versuchens. Je nach Dringlichkeit wird das richtige Verb ausgewählt.
- Ich muss versuchen, morgen einen Termin zu vereinbaren.
- Ich darf versuchen, morgen einen Termin zu vereinbaren
Auch bei müssen und sollen wird die Aussage des Satzes klar differenziert: das WIE als Betonung der Dringlichkeit entscheidet darüber, welches Modalverb eingesetzt wird.
- Ich mag versuchen, morgen einen Termin zu vereinbaren.
- Ich will versuchen, morgen einen Termin zu vereinbaren.
Der Einsatz der dritten Paarung mögen und wollen verändert die Absicht des Versuchens, in diesem Fall in Richtung einer Absichtserklärung bzw. einer eindeutigen Umsetzung, d. h. wie gerne wird der Versuch der Terminvereinbarung umgesetzt?
Wann du Hilfsverben besser vermeidest
So weit, so gut. Hilfsverben sind wichtig und in sehr vielen Verbkonstruktionen sogar unerlässlich. Doch blähen sie oftmals – sowohl bei Sachtexten als auch beim literarischen Schreiben – Textpassagen unnötig auf. Der Fokus steht hier klar auf „unnötig„. Die deutsche Sprache kennt durchaus alternative und stilistisch wertvollere Formulierungen.
Hier ein paar Beispiele, die dir zeigen, worauf du bei der Textbearbeitung unbedingt achten solltest:
Unnötige Verwendung im Aktivsatz
- ❌Ich bin am Arbeiten.
- ✅ Ich arbeite.
Bei überflüssiger Futurform
- ❌Ich werde morgen ins Kino gehen.
- ✅ Ich gehe morgen ins Kino.
Bei unnötiger Passivkonstruktion
- ❌Der Brief wird von mir geschrieben.
- ✅ Ich schreibe den Brief.
Unnötige Verwendung von „sein“
- ❌ Er ist am Lesen des Buches.
- ✅ Er liest das Buch.
- ❌ Ich bin dabei, meine Hausaufgaben zu machen.
- ✅ Ich mache meine Hausaufgaben.
Überflüssiges „werden“ in der Futurform
- ❌ Morgen wird er das Auto reparieren.
- ✅ Morgen repariert er das Auto.
- ❌ Ich werde später anrufen.
- ✅ Ich rufe später an.
Unnötige Passivkonstruktionen
- ❌ Der Kuchen ist von meiner Mutter gebacken worden.
- ✅ Meine Mutter hat den Kuchen gebacken.
- ❌ Es wird hier oft über Politik diskutiert.
- ✅ Hier diskutieren viele über Politik.
Überflüssige Perfekt- oder Plusquamperfektformen
- ❌ Nachdem er gegessen hatte, ist er ins Bett gegangen.
- ✅ Nach dem Essen ging er ins Bett.
- ❌ Ich habe gestern einen Film geschaut und bin danach schlafen gegangen.
- ✅ Gestern schaute ich einen Film und ging danach schlafen.
Hilfsverben sind also oft notwendig, aber sie können Sätze unnötig kompliziert machen, wenn du sie übermäßig einsetzt. Meine obigen Beispiele sind lediglich kurze Sätze, doch bereits an ihnen kannst du erkennen, wie die Aussage sich intensiviert, wenn du das Hilfsverb vermeidest 🙂
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Meine Empfehlung zu Hilfsverben
Achte bei deiner Textüberarbeitung stets darauf, so wenige Hilfsverben zu benutzen wie möglich. Überlege bei jedem Satz, ob du eine andere Formulierung wählen kannst. Insbesondere Passivkonstruktionen stehlen dem Erzählstrang Dynamik und Tempo, bringen Spannungsbögen zum Einsturz und lähmen die Neugier für das, was noch kommt.
Ich wünsche dir gutes Gelingen bei deiner Textüberarbeitung und freue mich, wenn ich dir etwas Rüstzeug mit an die Hand geben konnte. Wenn du Interesse hast, mich zu beauftragen oder meinen Rat einzuholen, freue ich mich über deine Anfrage über mein Kontaktformular, gerne auch per E-Mail.
Viele Grüße Gabi

Gabi Kremeskötter
Liebe, die durch Worte strahlt
Freie Rede – Schreibworkshops – Lektorat
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Oh ja, diese schlimme Hilfsverben. Ich tappe auch immer wieder in die Falle. Jetzt wo du es erwähnst, ist mir schon schummerig sie NICHT zu benutzen. Lieben Dank für diesen kurzen knackigen Hinweis. Ich versuche mein Bestes!
Lach, liebe Anja, Angst wollte ich dir nun wirklich keine eintreiben,
aber nur wer weiß, wie es besser gehen kann, hat die Chance, an seinen Texten zu feilen 🙂
Ich habe mich sehr über deinen Kommentar gefreut,
herzliche Grüße Gabi
Liebe Gabi,
habe gerade meinen Blogartikel nochmals überarbeitet, weil ich mich beim Lesen deines Artikels „ertappt“ fühlte 🙈. Ich gehöre definitiv zu der Gattung Mensch, die mit Hilfsverben unnötig ihren Text aufblähen. Da muss ich zukünftig verstärkt darauf achten. Vielen Dank für diese wertvollen Infos.
LG
Sevi
Liebe Sevi,
wow, dann kam mein Beitrag für dich ja wie gerufen, lach, das freut mich!
Ich schreibe immer erst einmal drauflos und wenn ich die Zeit und Muße finde, überarbeite ich durch Streichen und Ersetzen.
Mit wachsender Übung wird dir früher oder später das eine und andere Hilfsverb weniger aus den Fingern fließen 🙂
Viele Grüße
Gabi