Haiku, Senryu und Tanka sind Gedichtformen aus Japan, die sich einer klaren Zeilen- und Silbenstruktur bedienen. Sie unterscheiden sich durch kleine, jedoch sehr wichtige Details. In meinem Blogartikel definiere ich ausgehend vom Haiku alle drei und zeige dir die Unterschiede auf.
Was ist ein Haiku?
Das Haiku besteht aus genau drei Zeilen, davon wird die erste und dritte Zeile aus insgesamt fünf Silben gebildet, die mittlere, also zweite Zeile hingegen aus sieben Silben.
Diese Zeilen- und Silbenfolge 5-7-5 muss eingehalten werden. Damit dein Dreizeiler auch wirklich ein Haiku wird, muss inhaltlich einen klaren Natur- und Jahreszeitenbezug ausgedrückt werden, ohne jedoch die Jahreszeit namentlich zu benennen.
Das bedeutet, du darfst die Worte Frühling, Sommer, Herbst und Winter (inklusive aller das Wort beinhaltenden Abwandlungen wie z. B. „sommerlich“) nicht benutzen! Stattdessen wird die Jahreszeit durch eine bildhafte Sprache rein symbolisch ausgedrückt, z. B. deutet „sturmgepeitscht“ auf Herbststürme oder „Magnolientraum“ auf den Frühling, weil nur dann die Magnolien blühen 🙂
Beispiel:

Worin unterscheidet sich ein Senryu vom Haiku?
Ein Senryu hat genau die gleiche Vers- und Silbenstruktur wie ein Haiku:
Die 1. Zeile mit fünf Silben, 2. Zeile mit sieben Silben, 3. Zeile mit fünf Silben.
Der Unterschied zum Haiku besteht darin, dass der Inhalt des Gedichts keinen expliziten Jahreszeitenbezug hat, sondern vollkommen frei ist. Natürlich kann ein Naturerlebnis geschildert werden, jedoch sind in einem Senryu auch andere Gedanken formulierbar.
Beispiel:

Was ist ein Tanka?
Ein Tanka lehnt sich bezüglich der Silbenzahl an das Haiku und Senryu an. Dabei werden der Struktur der ersten drei Zeilen 5-7-5 einfach zwei weitere Zeilen mit je 7 Silben hinzugefügt.
So ergeben sich insgesamt 5 Zeilen mit dem Silbenmaß 5-7-5-7-7.
Inhaltlich ist das Tanka ebenso frei wie das Senryu, du kannst somit in deinem Gedicht das Thema deiner Wahl zum Ausdruck bringen 🙂
Beispiel:

Wofür sind die Gedichtformen Haiku, Senryu und Tanka gut?
Wer Lust hat zu schreiben, weiß manchmal nicht worüber. Auch ist die Zeit zum Schreiben, nicht immer in ausreichender Weise vorhanden. Genau dann empfehle ich in meinen Schreibkursen, sich einmal an ein Haiku, Senryu oder Tanka zu setzen. Du brauchst nicht viele Worte, nicht ewig lang überlegen. Du kannst kurze Gedanken und Wahrnehmungen, deine Empfindungen und Augenblicke schnell in Worten festhalten.
Probiere die Formen einmal aus – auch wenn es nicht auf Anhieb direkt perfekt klingt, kannst du daran feilen, Worte ersetzen oder hinzufügen, bis die Silben pro Zeile passen. Reimen sollen/müssen sich die Zeilen nicht, einziges Augenmerk liegt auf den Silben und Bildern, die du in drei bzw. fünf Zeilen malst.
Lass dich überraschen, mit wie wenig Worten du VIEL ausdrücken kannst! Betrachte das Schreiben eines Haiku, Senryu und Tanka als Wortexperiment, das Spaß macht und in kurzer Zeit einen enormen Effekt hat: Du schulst damit dein Gespür für einzelne Worte und Begriffe, übst, dich einfach, klar und doch bildreich auszudrücken.
Nur Mut!
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Ich wünsche dir eine kreative Schreibreise,
herzlichst Gabi.

Gabi Kremeskötter
Liebe, die durch Worte strahlt
Freie Rede – Schreibworkshops – Lektorat
Liebe Gabi!
Deine Gedichtformen sind inspirierend und ich lese sie sehr gerne. Im Haiku habe ich mich auch schon versucht. Es braucht Übung, das habe ich schön festgestellt um Bilder zu malen. Dass Jahreszeiten umgehen werden müssen war mir neu. Sehr spannend. ein Sehr schöner Impuls dein Blogbeitrag.
Dankeschön sag Ich
hairzlich Susanne die Lilie
der Liebe im Bund
Liebe Susanne,
herzlichen Dank für deine Rückmeldung zu meiner Zusammenstellung des Haiku, Senryu und Tanka 🙂
Willkommen im Club der Wenigzeilen-Schreiberinnen – das ist manches Mal herausfordernder als gedacht, jedoch macht´s auch mir sehr viel Spaß!
Fühl dich gegrüßt
Gabi
Liebe Gabi,
danke für diese ausführliche Erklärung. Ich wusste bisher gar nicht, dass es noch etwas anderes als ein Haiku gibt und das genau dieses einen jahreszeitlichen Bezug haben muss – wieder einmal etwas dazu gelernt.
An alle drei werde ich mich nun heranwagen.
Lieben Gruß, Birgit
Liebe Birgit,
na, hast du eines oder drei geschaffen? Ich bin neugierig, lach.
Auf alle Fälle wird dir das Schreiben und daran tüfteln hoffentlich Spaß machen und lernen ist doch immer gut, oder?
Viele Grüße Gabi