Was hält davon ab, auf einer Buchmesse ein Buch zu kaufen?

Veröffentlicht am Kategorisiert in Autorin Juli Norden, Kreatives Schreiben

Am letzten Wochenende war ich in Mainz. Zwei Tage Büchermesse in der Akademie der Wissenschaften und Literatur. Eine sehr schöne Location, klein aber fein, ich durfte Teil des Messestands des Literaturwerks Rheinland-Pfalz und Saarland e.V. sein. Bin da Mitglied und der Verein steht für Vernetzung. Keine Frage daher, mich zu engagieren am Stand, durfte sogar das Programm mit einer Lesung aus meinem Buch „Zweihundertneunzehn Quadratmeter Glück!“ eröffnen.

Nun muss ich dazu sagen, dass mein Buch ganz sicher ein Nischenprodukt ist. Kein Bestseller der Belletristik und wer kennt schon Juli Norden, Mitte Fünfzig, eine Schleswig-Holsteinerin, seit zwanzig Jahren sesshaft an der Mosel. Die als Powerwoman ein altes Stadthaus gekauft und in Eigenregie, ganz für sich allein, saniert und renoviert hat. Sich selbst beschenkte mit einem neuen, sicheren Zuhause, nachdem familiär so einiges in Schieflage geraten war.

Ein besonderes Projekt, nur eben nicht elementar wichtig und interessant für die breite Leserschaft. So weit, so gut.

Später am Messestand durfte ich natürlich trotzdem mein Buch sowie zahlreiche andere präsentieren. Immer wieder blieben interessierte Leserinnen und Leser stehen, sahen sich die Auslage am Büchertisch an. Nahmen sie mein Buch in die Hand, stellte ich mich vor und so entwickelten sich Gespräche. Über mein Projekt, über die Messe, über gesellschaftliche Themen.

Und ungelogen: nach sechs teils recht interessanter Diskussionen kaufte lediglich eine Leserin mein Buch. Für dreizehn Euro. Kein Geschenk, aber auch kein Vermögen.

Alle anderen legten das Buch wieder zur Seite, eine Leserin stand eine geschlagene Viertelstunde lesend im Gang, blätterte weiter, las wieder und das durchaus vertieft. Mein Text muss sie interessiert haben, sonst hätte sie doch nicht diese Zeit investiert, oder?

Das Rätsel, das mich im Nachhinein beschäftigt, ist folgendes:

Warum kauften jene, die stehen blieben und sich mit mir unterhielten, kein Exemplar? Sogar mit möglicher Autorinnen-Signatur von mir?

Am Preis kann das nicht liegen, ist dieser für ein Werk mit über zweihundert Seiten und illustrierenden Fotos angemessen.

An meiner Person mache ich das Nichtkaufen auch nicht fest, denn ich begegnete jeder Interessentin mit Aufmerksamkeit, Erzählfreude und Höflichkeit.

An der Präsentation womöglich? Am ersten Tag haben wir einen kleinen Stapel Bücher mit einem auf einem Ständer aufrecht stehenden Buch präsentiert. Fühlten sich die Besucher davon womöglich rein visuell zum Kauf gedrängt? Also flachten wir die Stapel ab, nur noch zwei übereinander liegende Ausgaben, darauf das aufgestellte. Wirkung: gleich null. Daran scheint es also auch nicht gelegen zu haben.

Lag das Nichtkaufen am Wettbewerb, der auf einer Messe ähnlich hoch ist wie die Auslage in einer Buchhandlung? Im Gegenteil zur Buchhandlung bietet eine Messe eine Vielzahl von Ständen. Mit Verlagen, Selfpublishern, Verbänden. Ich habe mir die Stände selbst angesehen. Die Bandbreite reichte von historischen Sachbüchern über Kinderbücher, Thriller, Fantasy hin zur Belletristik, auch Lyrik war zahlreich vertreten. Mein Sachbuch, ein Projekttagebuch über eine Altbau-Haussanierung, das unterhaltsam in vielen kleinen Anekdoten meine Erkenntnisse, Erlebnisse, Nöte und glückliche Umsetzung präsentiert, reihte sich da gut ein.

Warum also wurde trotz intensiver Gespräche nicht gekauft?

Falsche Zielgruppe? Die Altersstruktur der Besucherinnen und Besucher könnte einen Hinweis geben. In Mainz würde ich den Durchschnitt bei 45+ ansetzen. Da stehen die meisten in ihrer Lebensmitte oder darüber hinaus. Haben ihr Häuschen im Trockenen, viele Herausforderungen des Lebens bereits gemeistert. Wer interessiert sich da noch für ein Buch über eine Haussanierung?

Und doch werde ich das Gefühl nicht los, dass die Kaufzurückhaltung vor allem der fehlenden Motivation, überhaupt ein Buch zu erwerben, zuzuschreiben ist.

Was nichts mit einem schmalen Geldbeutel zu tun hat, denn Lesen ist ein Grundbedürfnis und jeder, der eine Buchmesse besucht, ganz sicher am Thema Lesen interessiert ist.

Eine Messe ist eine Informationsveranstaltung. Das gemütliche Schlendern von Stand zu Stand. Für Seniorinnen und Senioren ein angenehmer Zeitvertreib am Wochenende, die Möglichkeit, Gespräche zu führen statt allein daheim zu sitzen.

Informationserhalt und Zeitvertreib sind per se nicht automatisch mit einer Kaufabsicht verbunden.

Und so ziehe ich mein Fazit nach zwei Tagen:

Eine Messe ist vornehmlich Unterhaltung und Zeitvertreib.

Gut daher, dass ich keine hohe Verkaufserwartung hatte.

Keine Erwartung, keine Enttäuschung.

Ich habe viele gute Gespräche geführt, mich mit Leserinnen und Lesern ausgetauscht.

Konnte Flyer zu meinem Buch als Erinnerung „für später einmal“ unter die Leute bringen und habe einige neue Kontakte zu anderen Autorinnen und Autoren knüpfen können.

Gute Unterhaltung und Zeitvertreib, das war die Messe somit auch für mich.

Was an Arbeit hinter einem fertigen Buch steckt, darüber schreibe ich ein anderes Mal.

Die steht nämlich in keinem Verhältnis zum Ertrag, zumindest dieser zwei Messetage.

Was sind deine Erfahrungen auf einer Buchmesse? Hast du ähnliche gemacht oder gänzlich andere? Ich bin neugierig und möchte gern von dir mehr darüber erfahren!

Also lass mir einen Kommentar hier und wir starten in den Austausch, das geht natürlich auch ganz einfach per E-Mail an info@gabi-kremeskoetter.de oder juli.norden@gmx.de

Weitere Infos zu mir stehen auf meiner Website https://www.gabi-kremeskoetter.de/dozentin/ sowie https://www.gabi-kremeskoetter.de/autorin/

Du findest mich auch auf Facebook und Instagram.

Deine Juli-Gabi

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