Mein Text ist nicht gut genug! Ein Mindfuck meiner Zielgruppe

Veröffentlicht am Kategorisiert in Kreatives Schreiben
Schreibende Frauenhände auf einer Tastatur
Am liebsten schreibe ich direkt in mein Laptop.

„Mein Text ist nicht gut genug!“ Ich kann nicht beziffern, wie oft ich diesen Mindfuck, Glaubenssatz und Zweifel von meiner Zielgruppe schon gehört habe! Fakt ist: immer wieder und wieder und wieder. Dabei ist jeder Text zunächst doch einmal ein Anfang. Der Beginn einer Schreibreise, die vom ersten Buchstaben zum Wort, zum Satz und der Geschichte führt. Allein die Lust zu schreiben ist der initiale Funke, der zu fördern ist, dem seine eigene Qualität bereits innewohnt. Haben wir nicht alle ganz am Anfang auch erst einmal laufen lernen müssen? Darum weg mit deinem Mindfuck, dein Text hätte keine Qualität!

Höre auf damit, deine Texte für „nicht gut genug“ zu erachten. Schau nicht dahin, was vielleicht noch nicht perfekt, dafür jedoch einmalig ist! Konzentriere dich darauf, wo du hin willst, anstatt dich im Status quo im Kreis zu drehen. Das blockiert letzten Endes und führt dich nicht weiter. Verstehe schreiben als Entwicklung, die durch Ausprobieren, Übung und wertvolle Tipps in Gang gesetzt wird.

Meine Reaktion zu Text und Qualität

Niemand konnte laufen, alleine essen, sprechen oder rechnen, als sie und er und es geboren wurde! So in etwa reagiere ich daher auf den Glaubenssatz, bzw. Mindfuck „Ich kann nicht vorlesen, mein Text ist nicht gut genug!“ Jede Fähigkeit entsteht erst durch einen Lernprozeß. Manches geht leichter, manches ist schwieriger. Wenn du jedoch die Lust und den Drang zum Schreiben in dir spürst, ist allein das dein JA zum Schreiben. Jeder Text ist individuell und entspricht genau dem Entwicklungsstand des Schreibenden. Und weil wir uns entwickeln, dazu lernen, ändert sich die Qualität aller Texte, je mehr wir schreiben.

Natürlich verstehe ich den Ansatz, die Unsicherheit, die hinter dem „Mein Text ist nicht gut genug!“ steckt. Eine Schreiberin, die erst vor kurzem die Kurzgeschichte für sich entdeckt hat, hört nahezu fehlerfreie Texte eines schon acht Jahre oder länger schreibenden Mitteilnehmers. Die Stilistik stimmt, die Aussage, die Pointe. Klar, dass sie ihren Text daraufhin verunsichert betrachtet und sich scheut, ihn vorzutragen.

„Ich weiß ja nicht, aber mein Text ist nicht gut genug!“ Ich lächele sie an und ermutige sie. Mein Rat an sie lautet: auch ich habe erst gelernt, gut zu schreiben. Und hallo! Bist du nicht genau deshalb hier? Schreiben lernst du durch schreiben. Schreiben und vorlesen. Lesen und zuhören.Auch beim Schreiben stimmt der Hinweis „Learning by doing“: Lerne durch Tun und die Qualität steigt!

Frau mit langen Haaren am Lehrerpult in einem Klassenzimmer
Schreibgruppen eignen sich perfekt, um eigenen Text in der Qualität zu heben. Ich sage: weg mit dem Mindfuck, er sei nicht gut genug!

Schreiben in der Gruppe bekämpft den Mindfuck

Wer mit mir schreibt, traut sich und liest früher oder – nur manchmal – später seinen Text vor. Weil die Schreibgruppen, die ich leite, einen sicheren Raum darstellen. Nichts, was dort vorgetragen wird, verlässt ihn. Es sei denn, auf eigenen Wunsch.

Alle Teilnehmenden sind Lernende, die Impulse suchen, sich austauschen, Rückmeldungen schätzen zu ihren Texten. Egal ab Anfänger oder Erfahrene, durch die Gruppenarbeit kommt jede Jungautorin, jeder versierte Fortgeschrittene raus aus dem stillen Kämmerlein und trägt vor. Verliert die Scheu, die eigenen Texte preiszugeben. Hört gespannt die Meinungen der Zuhörenden, lässt sich im Gegenzug inspirieren von den Texten und Hinweisen der Anderen. In der Gruppe verliert sich der Glaubenssatz bzw. Mindfuck, die Qualität von eigenem Text sei nicht gut genug. Ständige Ermutigung und positive Verstärkung dessen, was schon richtig gute Qualität ist, motiviert. Zudem hilft die Erkenntnis, dass auch andere Fehler machen, sich noch verbessern können, sehr 🙂

Die Idee ist entscheidend für Text und Qualität

So viele Sprachen auf der Welt existieren, so viele unterschiedliche Schreibstile sind erkennbar. Der Eine schreibt in Kürzestsätzen, die Andere mag bildhafte Ausdrücke. Dem Nächsten liegen Reime, die bekannte Autorin verliert sich in Phantasiewelten. Alles, was ausgedrückt, ausgeschrieben werden möchte, ist gut! Entscheidend ist die Idee hinter dem Text. Und selbst gestandene Schriftsteller formulieren, ändern ab, überarbeiten und das nicht nur ein einziges Mal. Brillante Texte, die in Bann ziehen, fließen nicht ohne Übung auf das Papier oder in die Tastatur. Dieser Mindfuck ist eine Illusion, die raus aus den Köpfen muss! Qualität ist erlernbar!

Die Idee, die dem Text zugrundeliegt, lässt sich ausbauen. Die Aussage eines Textes lässt sich zuspitzen. Die Reihenfolge des Geschehens in einer Erzählung kann neu geordnet werden. Formale Dinge wie die Erzählzeit, die Erzählperspektive, der narrative Haken und die grundlegenden Merkmale einer bestimmten Textart lassen sich erlernen. All das und noch viel mehr jedoch, muss einem objektiven Zuhörer oder Leser zugeführt werden. Damit wertvolle Hinweise zurückfließen, die eingebaut werden können und damit dem Text auf die nächste Stufe verhelfen.

Mein Angebot, den Mindfuck zu überwinden

Darum: her mit deinen Texten! Egal, welcher Qualität sie auch sein mögen. Durch geschulten Blick und die Erfahrung aus meinen inzwischen gut dreizehn Jahren, die ich mich mit dem Kreativen Schreiben beschäftige, kann ich dir versichern:

Jeder Text hat was! Etwas besonderes, eigenes. Ist ein Produkt deines Denkens, Erlebens, Fühlens. Und damit ist er GUT so! Gut genug, um gehört zu werden. Gut genug, um mit ihm weiter zu machen. Gut genug, um ausgefeilt, ergänzt, umformuliert und qualitativ entwickelt zu werden.

Du brauchst nur ein bisschen Mut, etwas Selbstüberwindung und einen geschützten Raum. Du triffst dort Gleichgesinnte, die dir mit ehrlicher, wohlwollender Meinung helfen, deinen Text in die Welt zu bringen. Und sei es nur im Rahmen einer kleinen privaten Vorleserunde. Oder einer öffentlichen Lesung, wie die Schreibenden meines Präsenz-Kurses in Wittlich und ich sie Mitte Juli in Wittlich auch dieses Jahr wieder veranstalten.

Hast du Lust bekommen und verstanden, dass dein Mindfuck (Glaubenssatz) dich bisher ausgebremst hat? Dann melde dich gern bei mir! Ich leite Präsenzkurse vor Ort und auch online. Biete Kurse mit mehrwöchiger Dauer oder auch Tages-Workshops an. Wenn du meinen Newsletter abonnierst, bist du automatisch auf dem Laufenden, melde dich einfach an:

Fühl dich ermuntert, deine Texte nicht für dich zu behalten oder für deine Schublade zu produzieren. Jeder Text ist wert, mindestens einen Leser oder eine Zuhörerin zu finden!

Mit kreativen Grüßen

Gabi.


12 Kommentare

  1. Liebe Gabi. Danke für deinen Mutmachartikel, der zum kreativen Schreiben motiviert. Oh ja, ich kann mich noch erinnern, wie aufgeregt ich war, als ich das erste Mal auf den Veröffentlichungs-Button gedrückt hatte und mein erster Blogbeitrag im Netz stand. Ich kann bestätigen, dass ich mit jedem weiteren Artikel bessert in den Schreibfluss kam und mein Schreibstil sich zunehmend verbesserte. Heue viele Artikeln später bin ich im kreativen Schreibmodus wirklich angekommen. Liebe Grüße Nicole

    1. Liebe Nicole,
      freue mich, von dir zu lesen und dass du beim eigenen Schreiben deinen inneren Kritiker im Griff hast👍
      Weiter so, denn schreiben macht Spaß, gelesen werden umso mehr☺️
      Viele Grüße
      Gabi

  2. Liebe Gabi! Ja, dass meine Texte nicht gut genug sind, denke ich ganz oft und es kostet Überwindung auf den VeröffentlichenButton zu drücken. Danke für deine Ermunterung weiter zu machen und sich dadurch nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. Ich werde es mir zu Herzen nehmen. Liebe Grüße Barbara

    1. Liebe Barbara,
      danke für deine Rückmeldung, ich freue mich, dich mit meinem Artikel ermutigen zu können und deiner Linie zu folgen.
      Perfekt ist langweilig, die Entwicklung ist der Weg:-)
      Viele kreative Grüße zu dir,
      Gabi

  3. Liebe Gabi,

    danke für die Ermutigung! Du sprichst mir aus der Seele, sehr oft prokrastiniere ich und schreibe und veröffentliche nicht genau wegen dem Mindfuck. Ich denke dann, dass es nicht gut genug ist und sowieso niemanden interessiert.

    Aber du hast Recht, nur durchs Schreiben können wir besser schreiben.
    Ich bin gespannt auf deinen Online-Kurs zum Kreativen Schreiben!

    LG Marianna

    1. Liebe Marianna,
      freue mich, dass ich dir deine Angst ein wenig ausreden konnte😀
      Bist du am 2.7. online mit dabei?
      Würde mich sehr freuen 👍
      Viele Grüße
      Gabi

  4. Hallo liebe Gabi! ich habe schon sehr lange etliche mir wichtige längere Texte liegen , biografische und autobiografische, die eigentlich mindestens eine Geschichte sind oder sogar mehr werden können. Sie liegen mir sehr am Herzen. einige Menschen gabeisie gelesen und sie sind glaube ich nicht schlecht. Aus einem Text wurde ein Auszug veröffentlicht. Sie sind im sozialen Umfeld des Ruhrgebiets angesiedelt und spiegeln davon auch Einiges wieder. Es ist auch viel Familienleid vorhanden. Auch nenne ich Namen von Menschen und Institutionen, mit denen Schlimmes stattgefunden hat. Jetzt Frage ich mich gerade Erstens, ob ich unter Pseudonym schreiben sollte. Das werde ich wahrscheinlich tun. Und zweitens, ob ich Stadt und alle Namen verändern muss oder sollte … andererseits fällt mir das schwer, weil ich dieses Stück Welt und Gegend, die es nicht mehr gibt, gerne lebendig halten will, auch für Menschen vielleicht, die es noch gekannt haben. Ich will aber niemanden verletzen oder kompromittieren oder Schlimmeres. Das hindert mich am erneuten überarbeiten! Es fällt mir schwer, vom autobiografisch Genauen abzuheben auf „nur“ eine Geschichte

  5. Das war zu lang für die Kommentarfunktion, sorry! oder Roman wollte ich schreiben.
    wenn du spontan einen Tipp hast?
    Jedenfalls vielen Dank für deine wirklich guten Tipps und Anregungen! liebe Grüße! Petra

    1. Hallo Petra,
      das ist eine wichtige Frage! Autobiographisch Schreiben und das dann für eine mögliche Veröffentlichung verfremden ja oder nein?
      Ich steckte mit meinem ersten Buch „Zweihundertneunzehn Quadratmeter Glück“ in der gleichen Zwickmühle und entschied mich für andere Namen, Ortsnamen ließ ich ganz weg, aber das Lokalkolorit blieb. Zudem habe ich unter Pseudonym veröffentlicht, du kennst mich ja auch unter Juli Norden.
      Ich denke in deinem Fall: Bleibe bei den tatsächlichen Begebenheiten, ändere die Namen und ggfls. Orte. Und bau das eine und andere dazu Erfundene ein. Damit bleibst du dir treu und trittst niemandem auf die Füße:-)
      Ich wünsche dir viel Erfolg mit deinem Romanprojekt,
      klingt auf alle Fälle sehr spannend!
      Gruß Gabi

    2. Hallo liebe Petra,
      danke für deine wichtige Frage! Auch ich steckte seinerzeit vor der Veröffentlichung meines ersten Buchs „Zweihundert Quadratmeter Glück!“ in gleichem Zwiespalt. Ich habe mich daher für die Änderung aller Namen entschieden, auch Ortsnamen habe ich weitestgehend vermieden, dafür jedoch Lokalkolorit 1:1 übernommen. Damit habe ich mich geschützt und die Beteiligten, auch fühlte ich mich sicherer mit meinem Pseudonym Juli Norden. Denn etwas Erfundenes darf auch in selbst Erlebtem vorkommen.
      Letzten Endes musst du selbst entscheiden, wie viel und was du aus dem realen Leben übernimmst oder verfremdest.
      In jedem Fall klingt dein Romanprojekt spannend und ich würde es definitiv vom Setting her 1:1 übernehmen, der Ruhrpott darf weiterleben!
      Viele Grüße an die Ostseeküste von der Mosel,
      Gabi

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