Schreiben in der Gruppe – Vor- und Nachteile

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lächelnde Frau vor Schultafel mit Aufschrift "Kreatives Schreiben Heute: Bilderbeschreibung"
In meinen Schreibkursen stelle ich wechselnde Aufgaben mit immer neuen Schreibimpulsen.

Wer sich mit dem Kreativen Schreiben beschäftigt, kommt früher oder später nicht um die Überlegung herum, ob Schreiben in der Gruppe für sie oder ihn in Frage kommt. Ich persönlich habe eine ganz klare Meinung dazu, doch möchte ich nicht vorgreifen und liste in diesem Beitrag fünf Vor- und Nachteile zum Schreiben in der Gruppe auf. Möge die Entscheidung danach leichtfallen:-)

Vorteile Schreiben in der Gruppe

Ich leite in meinen Schreibkursen stets Gruppen. Eine 1:1-Betreuung findet nur im Rahmen von Korrektorat & Lektorat statt. Ich habe durchweg gute Erfahrungen gemacht und möchte daher die wichtigsten Vorteile zum Schreiben in der Gruppe hier benennen:

Gegenseitige Inspiration

Schreiben in der Gruppe ist ein Miteinander. Egal, ob zum gleichen Thema geschrieben wird oder ein unterschiedlicher Fokus auf den einzelnen Texten liegt, das Teilen der eigenen Texte fördert die gegenseitige Inspiration. Zu hören, wie andere ihre Texte entwickeln, welche Schreibstile und welche sprachlichen Besonderheiten sie haben, lässt eigene kreative Gedanken aufkommen. Sie öffnen die eigene Wahrnehmung und können so zu vielfältigen neuen Ideen führen.

Diese Inspiration ist ein großer Vorteil für das Schreiben in der Gruppe! Wer jemals an einer Schreibblockade litt, darf sich gern in einer Gruppe neue Inspiration holen! Ich habe übrigens zum Thema Schreibblockade ein paar Tipps verbloggt, vielleicht stoßen sie ja auf dein Interesse?

Gegenseitiges Feedback

Jede Schreibgruppe hat eigene Regeln, ist individuell organisiert. Eines jedoch zeichnet meines Wissens alle aus: die Bereitschaft, sich gegenseitiges Feedback zu geben. Aufmerksames Zuhören beim Verlesen der Geschichten und konstruktive Kritik mit Verbesserungsvorschlägen dienen der Weiterentwicklung und Verbesserung der eigenen Texte.

Nur wer liest, zuhört und reflektiert, lernt die eigene Formulierungsweise zu hinterfragen, was letzten Endes immer die Qualität des eigenen Textes fördert. Gegenseitiges Feedback ist somit Hilfe, Rückversicherung und Wertschätzung in einem. Das leistet Schreiben in der Gruppe, ein wesentlicher Vorteil, wie ich finde.

Gegenseitige Motivation

Wer schon einmal in eine Gruppe integriert war, kennt sie: die Gruppendynamik. Sie kann einen einfangen, umarmen, einschließen, beflügeln und motivieren. Positiv betrachtet, kann eine harmonische Gruppe das Beste aus einem herauskitzeln. Gegenseitige Motivation und positive Verstärkung helfen über manche Unsicherheit hinweg.

„Mein Text ist nicht gut genug“, diese negative Einstellung lässt sich in einer motivierenden Schreibgruppe deutlich leichter überwinden als allein „im eigenen, stillen Kämmerchen“. Daher ist die Motivation durch Schreiben in der Gruppe ein gewichtiger Vorteil!

Gegenseitige Unterstützung

Schreibgruppen haben selbstbewußte und stille TeilnehmerInnen, jede Person, die schreibt, hat einen anderen Hintergrund. Manche schreiben aus Spaß an der Freude, ohne an eine Veröffentlichung zu denken, andere haben ein klares Ziel vor Augen und schreiben womöglich am eigenen Buch. Egal, wie die Schreibenden unterwegs sind, sie können gemeinsam voneinander profitieren.

Gegenseitige Unterstützung, z. B. bei einer gemeinsamen Lesung oder Fragen zu Korrekturen und Veröffentlichungen, leisten die Mitglieder einer Schreibgruppe gern. Voneinander lernen, Erfahrungen austauschen, auch das ist ein großer Vorteil. „Gemeinsam sind wir stark“, diese Formel gilt auch für die gegenseitige Unterstützung beim Schreiben in der Gruppe.

Feste Schreibzeiten helfen, dran zu bleiben

Wer schreibt, der bleibt. Das ist ein alter Spruch, der vielen als Motivation gilt. Denn Geschriebenes, das einmal in der Welt ist, kann nachgelesen werden, dient der Erinnerung und hält den Menschen, der das schrieb, am Leben. Eine Schreibgruppe verfolgt einen darüber hinaus gehenden Zweck: durch die Regelmäßigkeit der Treffen, egal ob online oder in Präsenz, steigt die Motivation, mit dem Schreiben nicht wieder aufzuhören, sondern die festen Schreibzeiten helfen, „dran“ zu bleiben.

Nicht selten habe ich in meinen Kursen von TeilnehmerInnen gehört, die dankbar waren, dass der positiv belegte „Gruppenzwang“ den inneren Schweinehund bekämpft hat und regelmäßige Schreibaufgaben auch erledigt wurden. Ein klarer Vorteil für das Schreiben in der Gruppe, diese festen Schreibzeiten!

Nachteile Schreiben in der Gruppe

Doch machen wir uns nichts vor: Schreiben in der Gruppe birgt auch manchen Nachteil. Wie gewichtig diese Punkte sein mögen, muss jede und jeder selbst für sich beurteilen.

Ablenkung durch Andere

Eine Gruppe ist eine Gruppe. Die schnattert, erzählt, lacht, liest, niest und hustet oder raschelt. Und das kann ablenken. Ablenken von der eigenen Textarbeit. Wer an einer eigenen, umfassenden Geschichte arbeitet, nutzt daher die dafür nötige Zeit lieber allein. Bleibt in seinem Tunnel, hält die Konzentration auf den Fortgang der Erzählung gerichtet, frei von störenden Geräuschen.

Ablenkung durch Andere, wie eine Schreibgruppe sie beinhaltet, wäre in diesem Fall eher kontraproduktiv und würde den eigenen Schreibflow beeinträchtigen. Dies ist somit ein klarer Nachteil und ich rate in diesem Fall vom Schreiben in einer Gruppe ab. Allerdings nur temporär, denn irgendwann wird das eigene Projekt ja abgeschlossen sein und der Weg ist frei für eine Schreibgruppe:-)

Feste Schreibzeiten sind nicht jedermanns (bzw. jederfraus) Sache.

Schreiben in der Gruppe bedingt gemeinsame Treffen, egal ob online oder in Präsenz. Diese Termine halten die Gruppe beisammen und der gegenseitige Austausch findet dort statt. Doch Feste Schreibzeiten sind nicht für jedermann bzw. jede Autorin geeignet. Sie schränken womöglich in der eigenen Zeitplanung zu sehr ein. Das Schreiben möchte sich lieber in individuellen Zeitinseln einfinden, je nachdem, wie der persönliche Tages- und Wochenrhytmus sich darstellt.

Manche Autorin liebt die frühe Morgenstunde für ihre Textarbeit, andere Schriftsteller sind lieber nachtaktiv und genießen die Ungestörtheit der Dunkelheit. Für diese Personen wären feste Schreibzeiten ungünstig, ein klarer Nachteil für das Schreiben in der Gruppe.

Angst vor Ideenklau

Wer seine Texte in unveröffentlichem Stadium teilt, hat keine einklagbaren Rechte am geschriebenen Wort. Ich betone „einklagbar“, denn das ungeschriebene Gesetz, dem Ehre, Anstand und Moral zugrunde liegen, nicht zu plagiieren, ist für mich selbstverständlich. Dennoch kann niemand einem Anderen hinter die Stirn schauen, weiß nicht, was im Gegenüber vorgeht.

Daher ist die durchaus nachvollziehbare Angst vor Ideenklau ein Nachteil für das Schreiben in der Gruppe. In meinen Kursen herrscht jedoch eine vertrauensvolle Athmosphäre, die sich natürlich mit der Zeit aufgebaut hat. Ich habe in meiner langjährigen Erfahrung als Autorin sowie Dozentin für Kreatives Schreiben noch keinen Ideenklau erlebt. Dennoch kann ich das Risiko nicht ausschließen und daher sehr vorsichtige Schreibende verstehen, die diesem Nachteil anhaften.

Interessante Gruppen finden sich nicht in der eigenen Region.

Nicht in jeder Region findet sich eine passende Gruppe für das eigene Schreiben. Wer eher ländlich lebt, wie ich, hat daher größere Schwierigkeiten, eine solche zu finden oder muss weite Wege auf sich nehmen. Nicht immer ist das möglich, daher ist tatsächlich der nähere und weitere Lebensumkreis ein wichtiger Faktor.

Wer weit und breit keine interessante Schreibgruppe ausfindig machen kann, wird diesen Nachteil als sehr gewichtig wahrnehmen. Als Lösungsvorschlag wäre hier die Suche nach einer digitalen Lösung. Im Internet gibt es zahlreiche Gruppen, die online arbeiten. Eine Suche bei Social-Media wird sicher Erfolg haben, so die schreibwillige Person mit diesem Kompromis leben mag.

Das Hören fremder Texte nimmt zuviel Zeit in Anspruch.

Gegenseitiger Austausch nimmt Zeit in Anspruch. Wenn z. B. die Gruppe aus zehn Mitgliedern besteht und alle einen Text von nur zwei Seiten vortragen, geht gut und gerne eine Stunde ins Land. Wer also lieber direkt ins Schreiben kommen möchte, weil z. B. der Gruppentermin am Abend ohnehin nur zwei Stunden währt, wird für das Hören fremder Texte womöglich nicht soviel Zeit aufwenden wollen.

Das ist verständlich und dieser Nachteil lässt sich nicht wegdiskutieren. Einzige Besänftigung kann sein, sich die Vorteile noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen, um für sich eine Entscheidung zu treffen.

Persönliche Dissonanzen können entspanntes Schreiben stören.

Menschen sind so unterschiedlich wie die Welt bunt ist. In einer Schreibgruppe können durchaus Persönlichkeiten aufeinander treffen, die nicht wirklich harmonieren. Die Introvertierte mag sich wegen des zu Selbstbewußten in ihr Schneckenhaus noch weiter zurückziehen, die Aufmerksamkeit Brauchende dehnt ihre Redezeit länger als vereinbart aus, der Besserwissende nervt mit seinem Lehrerverhalten. Harmonie in einer Gruppe kann durch viele Dinge in eine Dissonanz kippen.

Die kluge Leitung solch einer Schreibgruppe wird durch ihre Empathie und Wahrnehmung versuchen, diese Ausreißer einzufangen. Das mag gelingen von Mal zu Mal, jedoch ist eine gewisse Grundspannung vorprogrammiert. Der Nachteil des Menschelns innerhalb einer Gruppe ist für sensible Personen schwer tragbar. Persönliche Dissonanzen können daher ihr entspanntes Schreiben stören, was zur Meidung einer Schreibgruppe führen könnte. Durch pädagogisches Verhalten und gegenseitige Rücksichtnahme sowie gute Kommunikation kann ausgeglichen werden, eine Garantie dafür ist jedoch nicht möglich.


Damit bin ich am Ende meiner Gegenüberstellung. Schreiben in der Gruppe hat Vor- und Nachteile, jede Person, die überlegt, in eine Schreibgruppe einzutreten, muss für sich selbst abwägen, was für sie individuell wichtiger ist. Wer aufmerksam mitgelesen hat, hat sicher meine eigene Einstellung dazu klar erkannt: Ich liebe Schreiben in der Gruppe, die Vorteile überwiegen für mich eindeutig!

Auch ich schreibe 2023 in einer Gruppe, und zwar online mit Judith Peters und The Content Society. Die gegenseitige Motivation, das Feedback, die Unterstützung (auch rein technischer Art) hat mir beim Aufbau meines Blogs sehr geholfen und die Wirkung und das Miteinander dauern an:-)

Habe ich etwas vergessen? Dann freue ich mich über deine Kontaktaufnahme, gern in den Kommentaren weiter unten oder per Direktnachricht.

Hast du Lust auf eine Schreibgruppe? Dann komm zu meinen Kursen, die ich regelmäßig in Rheinland-Pfalz, Landkreis Bernkastel-Wittlich, gebe. Auch bin ich im Aufbau einer Online-Schreibgruppe. Wenn du darüber auf dem Laufenden gehalten werden möchtest, abonniere gern meinen Newsletter, der in unregelmäßigen Abständen in deinem Postfach landet, allerdings immer nur dann, wenn ich auch etwas Neues zu berichten habe.

Ich wünsche allzeit kreatives Schreiben,

Deine Gabi


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