Was ich mir wert bin

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Frau mit nachdenklichem Gesichtsausdruck
Was bin ich mir wert? Eine interessante Frage!

Der Oktober ist in meiner Blogosphäre der Monat der Blogparaden. Auch bei Heike Kreten-Lenz ist ein Aufruf zu finden. Ich bin eingeladen, mir Gedanken darüber zu machen, wieviel Gehalt ich mir als Selbstständige wert bin. Was für eine komplexe, interessante Frage!
Auch wenn ich nur nebenberuflich frei arbeite, schwingt natürlich in meinem Business auch das Thema Geld mit. Umsonst arbeiten? Das kommt für mich nicht (mehr) in Frage, sonst wären meine Aktivitäten ja wie früher „nur“ mein Hobby und ich hätte mich nicht weiterentwickelt. Meine Arbeit darf kosten, ein Honorar für meine Leistung sollte selbstverständlich sein.

Wenn aus Hobby ein Beruf wird

Aus dem Hobby eine Berufung zu machen, aus der Berufung eine Tätigkeit, mit der ich tatsächlich Geld verdienen kann: das in etwa war meine Entwicklung. Was zunächst im Studium des Kreativen Schreibens rein persönlichen Ursprung hatte, führte mir mein Talent für das geschriebene und gelesene Wort vor Augen. So deutlich, dass auch andere davon Kenntnis nahmen. Erste Fragen wie „Kannst du mal über meinen Text schauen? Du kennst dich doch so gut mit Rechtschreibung und Grammatik aus“ beantwortete ich mit „Klar, ich schau gern drüber“. Als mir dafür Geld angeboten wurde, lehnte ich überrascht ab.

Geld nehmen für etwas, das mir Spaß macht und leicht fällt? Das kam mir moralisch fragwürdig vor. Und so unterstützte ich von 2011 an die Redaktion eines Online-Magazins für Literatur und Kunst durch ehrenamtliche Arbeit, die zeitweilig den Umfang eines Halbtagsjobs annahm. Doch ich profitierte dadurch: das Medium war an das Schreibinstitut angegliedert und ich konnte mein zweijähriges Studium 2012-2014 kostenlos als Stipendiatin absolvieren. Vor allem lernte ich sehr viel über Textarbeit und den Umgang mit Medien und Autoren. Mein Talent wirklich guter Organisation und Strukturierung schafften den übersichtlichen Rahmen in der oft Monate vorausschauenden Planung der einzelnen Monatsausgaben der eXperimenta, die ich ab 2012 als Chefredakteurin betreute. Nach Abschluss meines Studiums blieb ich dem Magazin noch weitere drei Jahre ehrenamtlich verbunden.

Die idelle Wertschätzung reichte mir all die Jahre. Als die Redaktion jedoch Ende 2017 umstrukturiert wurde, besann ich mich auf mein Talent und suchte mir ein neues, eigenes Betätigungsfeld. Wenn die Menschen doch bereit sind, für etwas, das ich kann, auch Geld zu bezahlen, warum darf ich dank meiner Expertise nicht auch monetäre Früchte ernten?

Die Findung meines eigenen Wertes war jedoch alles andere als einfach. Auf der einen Seite habe ich ja meinen Haupterwerbsjob als kaufmännisch-technische Angestellte, der mir meinen Broterwerb ausreichend finanziert. Auf der anderen Seite darf mein Hinzuverdienst nicht so groß werden, dass ich die mir gesetzte Obergrenze nicht überschreite.

Der Wert meiner Freizeit

Meine Herangehensweise war daher die Beantwortung der Frage: Was ist mir meine Freizeit wert? Denn jede Stunde in meinem nebenberuflichen Business geht von meiner Freizeit ab. Beschneidet meine Zeit fürs Wandern, Motorradfahren, Bücher lesen (und eigene schreiben), Freunde und Familie treffen, sprich mein Privatleben. Diese Zeit ist mir wichtig und ich möchte nicht auf sie verzichten.

Wanderin in gelben Klamotten macht Picknick
Picknick bei Maria Zill oberhalb von Bernkastel-Kues: so macht wandern Spaß!

Doch mit meinem Expertinnenwissen hinter dem Berg zu halten, das wollte ich auch nicht mehr, denn einmal erlebt, wie glücklich, froh und dankbar ich andere damit machen kann, dass ich sie unterstütze: auch das ist Wertschätzung und trägt zu meiner eigenen Zufriedenheit bei! Wahre Glücksmomente zeugen davon, ich habe sie in der letzten Woche bereits in der Blogparade von Sabine Piarry verbloggt.

Und so fand ich beginnend in 2018 meinen Wert: Er findet sich in Rechnungen für erfolgreiche Korrektorate & Lektorate wieder. Regelmäßige Schreibkurse und Workshops im Kreativen Schreiben verleihen ihm durch Teilnehmenden-Gebühren seit 2020 Ausdruck. Und er generiert seit 2021 Honorare für meine Freien Traureden, Kinderwillkommensfeste und Abschiedsreden. Selbst als Autorin Juli Norden schreibe ich nicht mehr „just for fun“, sondern bin seit 2019 an den Erlösen meiner zwei Bücher beteiligt und erziele für Lesungen inzwischen ebenfalls meist ein Autorinnenhonorar. Mein Statement „Kunst kostenlos? Ich sage nein.“ unterstreicht diese eigene Wertfindung gut, wie ich meine.

Mein nebenberufliches Gehalt

Also Solo-Selbstständige im Nebenerwerb habe ich wenige laufende Kosten. Das heißt, ich erwirtschafte aus Honoraren und Kursgebühren Beträge, die ich lediglich noch versteuern muss. Ich brauche keine Kranken- oder Rentenversicherungsbeiträge zusätzlich abführen, denn das wird über meinen Haupterwerb abgewickelt. Meine Weiterbildungs- und Nebenkosten verrechne ich mit meinen nebenberuflichen Einnahmen und der Restbetrag wird beim Finanzamt mit meinem Angestelltengehalt versteuert. Ich darf somit nach Steuern über ihn frei verfügen. Diese Summe ist uneingeschränkt sichtbarer Wert meiner Freizeit und finanziert mir die kleinen Zusatzwünsche im Leben.

Vielleicht werde ich meine Tätigkeiten eines Tages ausweiten, womöglich wird aus meinem Nebenberuf ein Vollerwerb oder Zusatzverdienst in meiner Rente. Schreiben und alles, was ich damit verbinde, ist altersunabhängig. Eine anregende Vorstellung in jedem Fall, die Arbeit mit Worten noch viele Jahre erfüllend und helfend, anleitend und redend zu praktizieren. Wir werden sehen!

Ich danke Heike Kreten-Lenz und ihrem Blogparadenaufruf, diesen rein materiellen Aspekt meines Business einmal ganz konkret zu betrachten. Und bin ganz nebenbei voll auf ihrem Weg. Was sie mit „Profit First“ erreicht, sollte jede Unternehmerin, jeder Unternehmer verinnerlichen, gerade im Soloselbstständigenbereich.

Mit kreativ-zufriedenen Grüßen,

Gabi


4 Kommentare

  1. Liebe Gabi, vielen Dank für diesen sehr wertvollen und mutmachenden Blog-Beitrag auch als nebenberuflich Selbstständige sich bewusst zu machen und zu sein, welchen Wert Du mit Deiner Arbeit für andere schaffst. Und natürlich dies auch durch die Berechnung Deiner Leistung deutlich zum Ausdruck zu bringen. Denn das ist der Wert, den Du Dir selbst zurechnest!

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